[Diskussion und News] Politik der EU, des Euro-Raumes und deren Mitgliedsstaaten

Was mich bei den ganzen Verhandlungen gestört hat waren die jeweiligen Anschuldigungen auf allen Seiten. Keine Seite war wirklich bereit eigene Fehler einzugestehen und man hat nur Fehler bei anderen gefunden. Bei einigen Ländern Europas sind die Griechen die alleinigen Verantwortlichen der Krise, bei anderen die Deutschen. Mir hat das Gefühl gefehlt, dass man miteinander die Krise bewältigen möchte. So war es mehr ein Gegeneinander. Traurig! Beschämend!
 
Was haltet ihr eigentlich von der These, dass Deutschland mittlerweile als europäischer Hegemon wahrgenommen wird? Mir wurde die ganze Auseinandersetzung zu sehr reduziert auf Deutschland vs. Griechenland. Dabei waren die Äußerungen aus Finnland, Slowakei, den baltischen Staaten ähnlich den der deutschen (abgesehen von dem bescheuerten Angebot von Schäuble um den "befristeten" Grexit).
Damit einher geht für mich die Frage, ob man als Hegemon überhaupt beliebt sein kann. Gefühlt glaube ich, dass wenn man Geld geben würde, dann würden es alle für selbstverständlich nehmen (man ist immerhin der Hegemon), wenn man hart verhandelt ist man jedoch das Arsch. Das beziehe ich übrigens nicht auf Deutschland (alleine), sondern auch auf die anderen Länder. Die USA werden kritisch gesehen, China und Russland ebenso.
 
@Weber
Ich halte Deutschland nicht für einen Hegemon. Um ein solcher zu sein, bedarf es meiner Ansicht nach einer Kombination aus wirtschaftlicher UND militärischer/geheimdienstlicher Macht. Spalten wir's mal in diese beiden Bereiche auf:
Wirtschaftlich seit dem Wirtschaftswunder wieder erfolgreich wurde auch die Einheit wirtschaftlich einigermaßen solide überstanden. Dies zwar zum Preis eines erhöhten Niedriglohnsektors, Befristungen und Zeitarbeitsfirmen, jedoch geht es der Bevölkerung immernoch vergleichsweise gut. Die wirtschaftliche Wertschöpfungskette ist aufgrund einer Streuung auf Industrieproduktion, Dienstleistung, Staatssektor und Landwirtschaft einigermaßen in der Lage, wirtschaftliche Krisenzeiten aufzufangen. Das ist ein Faktor, der nicht zu unterschätzen ist und Deutschland einigermaßen gesund sein lässt.
Dem gegenüber steht die Abhängigkeit der heimischen Wirtschaft von Rohstoffimporten, v.a. Öl und Gas - das wiederum macht Deutschland sehr anfällig für Sanktionen und/oder Embargos von außen. Glück haben wir, dass v.a. Russland auf die Deviseneinnahmen aus seinen Rohstofflieferungen angewiesen ist. Russlands Umorientierung Richtung China, Türkei etc. auf diesem Sektor sollte aber zu Denken geben.
Kurz gefasst: Wirtschaftlich ist Deutschland ein sehr starkes und verhältnismäßig gesundes Land (Staatsgröße, Krisenbedingungen und weltwirtschaftliche Lage berücksichtigt), aber kein Hegemon.
Betrachtet man den anderen Bereich, kommt man schnell zum Schluss, dass Deutschland hier sehr weit von einer hegemonialen Stellung entfernt ist. Deutschland hat sich aber immernoch nicht ganz aus seiner Nische herausbewegt, die es zu Zeiten des kalten Krieges innehatte.
Die militärische Sicherheit wird vom nuklearen Schild der USA garantiert. Unsere Armee ist inzwischen zu ihrem eigenen Unmut an der Grenze zur Lachnummer angekommen, da der überwiegende Teil der Gerätschaften nicht einsatzbereit ist, das Rollmaterial zumeist nicht fährt und das Flugmaterial zum Großteil nicht fliegt. Demgegenüber steht die Notwendigkeit der Übernahme internationaler Verantwortung in UN-Einsätzen und auch in der NATO, die von Deutschland, dessen Wiedervereinigung inzwischen 25 Jahre her ist, inzwischen mit Recht verlangt wird.
Das ist aus zweierlei Hinsicht schwierig, da
A ) die militärische Zurückhaltung politisch bequem ist. Die jeweilige Regierung kann das international als friedliebend verkaufen und zieht sich leider viel zu oft auf unklare Weichkäse-Standpunkte zurück, anstatt für selbst propagierte Werte und politische Ziele einzustehen. Zudem ist so eine Politik finanziell günstig, da man sich militärisch hinter anderen verstecken und den Wehretat niedrig halten kann. Dies ist auch deshalb bequem, weil
B ) das politische Klima unter der Bevölkerung in Deutschland als Folge der NATO- und Wohlstands-Käseglocke pazifistisch und weitgehend weltfremd geworden ist. Große Teile der Bevölkerung finden sich damit in einer Wechselwirkung mit den Regierungen (siehe unter a ) wieder, so dass man sich hier gegenseitig bei den Wahlen nicht viel tut, weil man sich über diesen Themenkomplex nicht auseinandersetzen will.
Zudem ist die Beschäftigung mit den Streitkräften gesellschaftlich immernoch verpönt, was z.T. nach wie vor mit der Nazizeit entschuldigt wird. Den Preis dafür zahlt einerseits die Bundeswehr, die nach Abschaffung der Wehrpflicht (einer der schlimmsten politischen Fehler der Nachkriegsgeschichte!) ihre Aufgaben (weder Landesverteidigung, noch internationale Verpflichtungen) nicht mehr erfüllen kann.
Andererseits zahlt Deutschland diesen Preis als Ganzes. Wenn man militärisch und geheimdienstlich international nicht ernstgenommen wird, weil man diese Staatskompetenzen aus innenpolitischen Wohlfühlgründen jahrzehntelang vernachlässigt hat, dann kommt genau das heraus, was derzeit passiert: Man wird von den eigenen Verbündeten ausspioniert, von potentiellen Gegnern wie Putin ausgelacht und an der Nase herumgeführt und könnte im Zweifelsfall, was hoffentlich nie passieren möge, nicht einmal die Landesverteidigung sicherstellen.
Die letzten Jahre haben leider gezeigt, dass Kriege auch in Europa prinzipiell wieder möglich geworden sind. Da Deutschland aber weder wirtschaftlich noch militärisch ein Hegemon ist, bedarf die inhaltliche Politik - unabhängig von der Farbe der Regierung -  in den nächsten Jahren einer Anpassung.
Auch ein moderner Staat ist ohne potentiell schlagkräftige Streitkräfte nicht denkbar. Und deren Existenz ist gerade deswegen sinnvoll, damit man sie eben NICHT einsetzen muss. Daran muss dringend gearbeitet werden, da auch das im internationalen Konzert in bestimmten Situationen ein politischer Faktor ist - ob einem das nun passt oder nicht. Wenn man selbst als Staat Subjekt und nicht Objekt in den internationalen Beziehungen sein will, dann muss man es erreichen, ernst genommen zu werden.
Und das Deutschland nur in wirtschaftlicher bzw. diplomatischer Hinsicht international ernst genommen wird, kann man quasi jeden Tag in den Nachrichten sehen.
 
Mir ging es weniger um einen weltweiten Hegemon sondern um einen europäischen. Weltweit geht es nur darum ob man von einer unipolaren Welt (USA) in eine bipolare (China und USA) bzw. eine multipolare (Einfluss der USA nimmt ab) Welt wechselt. Deutschland sehe ich alleine nicht einmal ansatzweise in dieser Position. Die EU als Ganzes könnte langfristig diese Rolle übernehmen, aber aktuell stellt man sich wohl zu Recht die Frage, wen man anrufen soll wenn man als ausländischer Politiker mit der EU telefonieren möchte.
Wenn man den Maßstab als europäischer Hegemon annimmt, dann dürfte es weniger auf die militärische Stärke ankommen, da dieser Aspekt an Wichtigkeit eingebüßt hat. Europa ist wirtschaftlich zu sehr miteinander verbunden, als dass es militärische Konflikte im Kerngebiet geben könnte. Lediglich an den Rändern gibt es noch klein/große Probleme. Ansonsten geht in Europa mittlerweile wenig gegen den Willen Deutschlands.
 
Ansonsten toller Beitrag! Hut ab vor deinen Mühen
 
Man kann die Menschen in Griechenland einerseits nicht verhungern lassen. Genauso wenig sollte man sie aus schulmeisterlichen Gründen in ein Drittwelt-Land abrutschen lassen. Andererseits erleben sie aber im Grunde gerade nur die Absenkung auf das eigentliche Leistungsniveau ihrer Wirtschaft, das schon immer sehr gering gewesen ist. Den billigen Krediten und Konsumfreuden der Nuller-Jahre stand nie eine Wirtschaftsleistung gegenüber, die durch eigene Wertschöpfung einen Gegenwert zu diesem Pump gebildet hätte.
 Du hast bereits zuvor richtig ausgeführt gehabt, dass ,Griechenland nie die wirtschaftlichen Voraussetzung erfüllt hat, um den Euro einführen zu können. Soweit stimmen wir überein. Warum aber muss man nun dem Land die "Absenkung auf das eigentliche Leistungsniveau ihrer Wirtschaft" zumuten, wenn das Land zuvor mit der Drachme trotz fehlender Leistungsfähigkeit doch insofern funktioniert hat, dass es der Bevölkerung relativ gut ging? Sollten nicht in erster Linie die Bürger der europäischen Länder im Mittelpunkt stehen? Meines Erachtens nach besteht hier eine Alternative, die vielen Menschen in Griechenland an erster Stelle, aber auch in anderen europäischen Ländern viel Leid ersparen würde - warum weigerst man sich so krampfhaft, diese anzunehmen?
So gesehen ist das eigentlich alles nicht schwer zu verstehen. Man wird sich einigen, weil man sich einigen muss. Und wir werden noch 10-20 Jahre lang einen Soli an Griechenland bezahlen, den sie dann wiederum 50-80 Jahre lang abstottern müssen. Diese Krise ist auch eine Chance für Europa, endlich erwachsen zu werden und was daraus zu lernen. Gibt es keine Einigung, kann man die EU die Toilette runterspülen, da dann alle Regeln und alle demonstrierte Einigkeit nichts wert sind, wenn sie in der ersten echten Bewährungsprobe nationalen Egoismen geopfert werden.
Der indirekte Vergleich mit dem Soli hinkt meines Erachtens nach deswegen, da die wirtschaftliche Konkurrenzfähigkeit der ehemaligen DDR im Vergleich zur damaligen BRD deutlich stärker gewesen ist (vielleicht 1:2 oder 1:3), als die heutige wirtschaftliche Konkurrenzfähigkeit Griechenlands im Vergleich zu anderen EU-Ländern. Ich bin auch nicht der Ansicht, dass die EU hinfällig sei, wenn Griechenland aus dem Euro-Raum  austreten würde - meines Erachtens nach sollte man dem Land dann jedenfalls die weitere EU-Mitgliedschaft ermöglichen. Die EU, in erster Linie als gemeinsamer Wirtschaftsraum konzipiert, kann und wird, aus der Natur der Wirtschaft an sich zwangsläufig und folgerichtig nur dann ein politischer Staat werden, wenn viele Menschen große Opfer erbringen, die deutlich über die Grenze des zumutbaren hinaus gehen. Ich spreche hier von russischen und amerikanischen Verhältnissen, vor denen bereits bei der Einführung des Euro gewarnt wurde, hier beispielsweise von Gregor Gysi, es gab allerdings auch andere:
http://www.stern.de/politik/deutschland/schuldenstreit-mit-griechenland---wie-gregor-gysi-die-eurokrise-schon-1998-vorhersagte-6334312.html
Im Prinzip war das abzusehen und korrigiert wird es meines Erachtens nach deswegen nicht, weil es bei der Diskussion an sich weniger um die Interessen der Bürger der europäischen Staaten als vielmehr um die Interessen des Hochfinanz geht.
Zudem besteht die Gefahr eine Radikalisierung der griechischen Gesellschaft, sollte die Situation noch länger anhalten. Die Gefahr und Bildung eines faschistischen Staates - sollte auch Syriza die Probleme nicht lösen können - ist meines Erachtens nach sehr real, da die Goldene Morgenröte bereits die drittstärkste politische Kraft des Landes ist.
Mich wundert, dass im Grexit-Szenario nie der praktisch-technische Aspekt auftaucht, dass der Euro ja nicht (wie bei anderen Währungsreformen) verschwindet, sondern -auch in Griechenland- weiter existiert: In Form von Bar-Vermögen, in Form von (Dann-)Devisen, die durch Außenhandel und Tourismus generiert werden; dass also selbst bei Einführung einer neuen Währung der Euro de facto erhalten und (dafür muss man kein Prophet sein) bevorzugtes Zahlungsmittel bleibt. Konsequenz wäre eine Situation, die nun noch mehr den grauen Markt beflügeln würde, da keiner in Drachmen (oder was auch immer) bezahlt werden möchte.
Doch, das war Bestandteil des ursprünglichen AfD-Programmes gewesen.
Wirtschaftlich seit dem Wirtschaftswunder wieder erfolgreich wurde auch die Einheit wirtschaftlich einigermaßen solide überstanden. Dies zwar zum Preis eines erhöhten Niedriglohnsektors, Befristungen und Zeitarbeitsfirmen, jedoch geht es der Bevölkerung immernoch vergleichsweise gut.
 Das von Dir geschilderte ist kein Preis der Einheit, sondern der Schaffung des Euro-Raumes.
 
Die militärische Sicherheit wird vom nuklearen Schild der USA garantiert. Unsere Armee ist inzwischen zu ihrem eigenen Unmut an der Grenze zur Lachnummer angekommen, da der überwiegende Teil der Gerätschaften nicht einsatzbereit ist, das Rollmaterial zumeist nicht fährt und das Flugmaterial zum Großteil nicht fliegt. Demgegenüber steht die Notwendigkeit der Übernahme internationaler Verantwortung in UN-Einsätzen und auch in der NATO, die von Deutschland, dessen Wiedervereinigung inzwischen 25 Jahre her ist, inzwischen mit Recht verlangt wird.
[...]
Dazu könnte man jetzt auch eine Diskussion starten, inwiefern beispielsweise die NATO oder die Präsenz der Amerikaner die Schaffung einer eigenen, unabhängigen und starken europäischen Armee beschränkt, aber das führt hier zu weit. Eine wirtschaftliche Hegemonialstellung Deutschlands im Euro-Raum ist meines Erachtens nach durchaus gegeben.
 
@weber
Klar, innerhalb der EU spielt der militärische Machtfaktor eher keine Rolle. Dafür aber halt nach außen. Will die EU ihr Gewicht in der Geopolitik halten, dann müssen v.a. die großen EU-Staaten GB, F, D, I, SP, POL eine gemeinsame militärische Schlagkraft entwickeln. Das steckt leider immernoch in den Kinderschuhen, v.a. da die USA daran kein Interesse haben und Länder wie SP, POL und GB gerne bilateral an sich binden, um sie unter Kontrolle zu halten.
Wirtschaftlich geht in der EU tatsächlich nichts ohne Deutschland. Da bin ich selbst mal gespannt, wie lange das noch so bleibt und sich da die Gewichte entwickeln bzw. verschieben!
 
@weber
Klar, innerhalb der EU spielt der militärische Machtfaktor eher keine Rolle. Dafür aber halt nach außen. Will die EU ihr Gewicht in der Geopolitik halten, dann müssen v.a. die großen EU-Staaten GB, F, D, I, SP, POL eine gemeinsame militärische Schlagkraft entwickeln. Das steckt leider immernoch in den Kinderschuhen, v.a. da die USA daran kein Interesse haben und Länder wie SP, POL und GB gerne bilateral an sich binden, um sie unter Kontrolle zu halten.
Wirtschaftlich geht in der EU tatsächlich nichts ohne Deutschland. Da bin ich selbst mal gespannt, wie lange das noch so bleibt und sich da die Gewichte entwickeln bzw. verschieben!
Kommt aber auch wieder darauf an wie wichtig die Soft Power ist. Hierbei glaube ich, dass Europa gerade durch eine fehlende militärische Stärke (kann man davon überhaupt sprechen wenn man sich GB sowie Frankreich anschaut?) eine viel stärkere Soft Power aufbauen kann. Man muss sich nur einmal anschauen wie wichtig früher in Westeuropa der American Way of Life war. Gerade durch ihre militärische Stärke und das Anwenden dieser hat die USA sehr viel an Macht eingebüßt. Neue Gegner sind entstanden und alte Verbündete haben sich zum Teil abgewandt (Saudi Arabien).
 
 
  • 2010-2015, Griechenland: Da es mit der Verantwortung, wenn man Mitglied einer Gemeinschaft ist, immer auch eine gegenseitige Sache ist, wäre es jetzt eigentlich an Griechenland, sich in einen modernen Staat zu verwandeln. Das klappt aber nicht, da die Wähler natürlich nicht auf den (gepumpten) Wohlstand der Vorkrisenjahre verzichten wollen. Dabei zeigen die Menschen anderer armer Euro-Länder unterdessen, dass sie über den Biss und den Willen verfügen, durch kurz- und mittelfristiges Zähnezusammenbeißen langfristig wieder auf die Beine zu kommen.
  • 2015: Die Wähler in Griechenland wählen eine handwerklich völlig unbedarfte Spruchbeutelregierung an die Macht, deren Vertreter sich in Brüssel schlecht benehmen und offensichtlich kein wirkliches Konzept haben, wie sie mit der Situation umgehen sollen. Die Zeit läuft ab und Griechenland ist bankrott.
 
Ich schreibe mal etwas zu den Punkten, die mich stören. Zur nachfolgenden Diskussion fehlt mir jetzt leider zum Lesen und Schreiben die Zeit.
Die Regierungen vor Syriza waren einerseits mit verantwortlich dafür, dass Griechenland überhaupt in den Euro kam (wie du schon richtig ausführtest ist Griechenland ein von Deutschland dringend benötigter Exportmarkt und die griechische Euro-Mitgliedschaft daher von zentralem deutschen Interesse). Auch haben die bürgerlichen Regierungen große Teile der Forderungen der Troika umgesetzt. Diese hatte allerdings die vorhersehbaren Folgen aller "Rettungen" mit neoliberalen Strukturanpassungen (siehe die zahllosen Beispiele v.a. in Asien und Lateinamerika): Alles wurde schlimmer.
Nicht nur, dass durch die "Hilfen" der Anteil der staatlich disponiblen Budgets durch fixe Zins- und Kreditrückzahlungen belastet wird, sind auch durch die Sparmaßnahmen und der damit wegbrechenden öffentlichen Nachfrage viele Mittelständler pleite gegangen. Weitere Unternehmen leiden an der wegbrechenden Binnennachfrage durch Privathaushalte und andere Unternehmen. Daraus ergibt sich eine Negativspirale aus wachsender Erwerbslosigkeit - sinkender öffentlicher Einnahmen - sinkender private/unternehmerischer/öffentlicher Nachfrage - sinkender Sozial-/Rentenleistungen - "negativem Wirtschaftswachstum", etc.
Die bürgerlichen Regierungen haben zwar die Sparmaßnahmen durchgesetzt, in Sachen Korruption und Steuerstaat allerdings (klientelistisch bedingt) geschlampt. 
Nun ist eine Regierung am Werke, die kaum Handlungsmacht hat, aber den Spagat versucht, die Wirtschaft wieder zu reanimieren, das Notleiden der Bevölkerung zu lindern, Steuergerechtigkeit herzustellen und die Korruption zu bekämpfen. Dies kann sie faktisch nie schaffen, aber auch nur kleine Schritte dorthin sind absolut wichtig und besser als alles, was an "Hilfspaketen" und Maßnahmen der Vorgängerregierungen getätigt wurden.
 
Was ich aber besonders verwerflich finde, ist, dass der Sinn von Anleihen in der Finanzkrise komplett entfremdet wurde. Jede Anleihe beinhaltet per se ein Ausfallrisiko, was über die Höhe des Zinses bei der Ausgabe und im Anschluss über den Kurs eingepreist wird. Kapitalinvestoren sahnten in der Krise aber doppelt ab über hohe Zinsen bei riskanten Staats- und Unternehmensanleihen und der staatlich alimentierten Beseitigung der Ausfallrisiken.
Die Bankenkrise hat die Staatsschuldenkrise seit den 50er-Jahren jedenfalls kräftig beschleunigt. Diese Staatsschulden basieren natürlich auf den steigenden Ausgaben des Wohlfahrtsstaates - allerdings sind wohlfahrtsstaatliche Maßnahmen zwingend notwendig, um die natürliche Unvereinbarkeit von Demokratie und Kapitalismus zu überdecken. Weitere Reduktionen des Wohlfahrtsstaates führen zu postdemokratischen Zuständen und langfristig hoffentlich zu Aufständen. Ein Fortbestehen des aktuellen Gleichgewichts von Wohlfahrtsstaat, Kapitalismus und Demokratie ist definitiv unmöglich und schon jetzt schlägt die Waage stark zu Gunsten des Kapitalismus aus, wie sinkende Wahlbeteiligungen und vermehrt auftretende Artikulation von abnehmender demokratischer Legitimierung des politischen Sektors in meinen Augen hinreichend belegen.
 
Die Bankenkrise hat die Staatsschuldenkrise seit den 50er-Jahren jedenfalls kräftig beschleunigt. Diese Staatsschulden basieren natürlich auf den steigenden Ausgaben des Wohlfahrtsstaates - allerdings sind wohlfahrtsstaatliche Maßnahmen zwingend notwendig, um die natürliche Unvereinbarkeit von Demokratie und Kapitalismus zu überdecken. Weitere Reduktionen des Wohlfahrtsstaates führen zu postdemokratischen Zuständen und langfristig hoffentlich zu Aufständen. Ein Fortbestehen des aktuellen Gleichgewichts von Wohlfahrtsstaat, Kapitalismus und Demokratie ist definitiv unmöglich und schon jetzt schlägt die Waage stark zu Gunsten des Kapitalismus aus, wie sinkende Wahlbeteiligungen und vermehrt auftretende Artikulation von abnehmender demokratischer Legitimierung des politischen Sektors in meinen Augen hinreichend belegen.
Das sehe ich recht ähnlich, auch die zunehmende Emotionalität der politischen Debatte und Demonstrationen wie die von PEGIDA sind meines Erachtens nach die zwangsläufige Folge dieser Entwicklung (in Griechenland ja noch viel stärker, mit der Wahl einer faschistischen Partei ins Parlament).
Ich bin es auch Leid, immer wieder auf historische Parallelen zu verweisen wie beispielsweise die Machtübertragung an die NSDAP - die geschah doch nicht, weil die Deutschen an sich alles Nationalisten oder Faschisten gewesen wären, sondern war eine logische Entwicklung nach der Weltwirtschaftskrise und den Reparationszahlungen.
Wo Armut und Hoffnungslosigkeit sind, wird es auch zwangsläufig immer politischen Extremismus geben - getreu dem Motto: "In Gefahr und größter Not bringt der Mittelweg den Tod." Wenn die Leute sich sonst nicht mehr zu helfen wissen, dann schlagen sie halt um sich.
 
 
 Ein Fortbestehen des aktuellen Gleichgewichts von Wohlfahrtsstaat, Kapitalismus und Demokratie ist definitiv unmöglich und schon jetzt schlägt die Waage stark zu Gunsten des Kapitalismus aus, wie sinkende Wahlbeteiligungen und vermehrt auftretende Artikulation von abnehmender demokratischer Legitimierung des politischen Sektors in meinen Augen hinreichend belegen.
Ich greife mal diesen Punkt heraus. Wie würdest du gerne die Welt verändern bzw. wie würde sie bei dir aussehen? Der Mensch im Allgemeinen hat sich zu sehr an den Luxus gewöhnt und es gibt zu viele Leute, die bereit sind wenig Geld und schlechte Arbeitsbedingungen zu akzeptieren um ihr Leben etwas erträglicher zu gestalten. Aus diesem Grund sehe ich keine Chance den Kapitalismus zu überwinden. Die wenigen Versuche bisher das System großartig zu verändern, vor allem in Südamerika, sind in meinen Augen gescheitert. Kuba, Ecuador oder auch Venezuela sind in meinen Augen nicht wirklich erfolgreich mit ihren Systemen. Die Demokratie in diesen Ländern kann man zum Teil gar nicht erst als Demokratie bezeichnen. 
Das Geld ist heutzutage einfach zu global und wenn sich die Bedingungen aus Sicht des Geldes verschlechtern, so zieht es weiter. Für mich ist das leider mittlerweile ein Fakt.
Ob der Kapitalismus DER Grund ist für die sinkende Wahlbeteiligung lasse ich übrigens mal dahingestellt. Das könnte auch an anderen Faktoren wie z.B. den Parteien an sich liegen
 
Ich glaube auch nicht, dass er überwunden werden kann. Allerdings entzieht er sich selbst zunehmend die Existenzgrundlage im Zusammenspiel mit demokratischen Systemen. Er ist nun einmal hoch dynamisch und strebt nach ständiger Umverteilung von Vielen zu Wenigen, was im Wohlfahrtsstaat wieder ausgeglichen wird um demokratische Bedingungen (Gleichheit (der Stimme) und basale gesellschaftliche Teilhabe v.a.) zu schaffen.
Lässt man mal die Probleme mit der Realisierung exponentiellen Wachstums außen vor, läuft derzeit alles für mich auf einen Sieg des Kapitalismus über die Demokratie heraus, der dann durch autokratische Systeme geschützt und manifestiert wird. 
Sozialistische Ansätze wären die Alternative, sind für mich aber in unserer globalisierten Welt nicht vorstellbar.
Natürlich gibt es auch die theoretische Möglichkeit, zu einem tripartistischen System wie bis in die 80er in Deutschland vorhanden, zurückzukehren. Das wäre ein organisierter und gesteuerter Kapitalismus mit starken Gewerkschaften und einem stänsigen Konsensstreben zwischen Arbeit, Kapital und Staat. Allerdings müsste man dazu die liberalen Kräfte und Finanzmarktakteure von ihrer derzeitigen Macht eliminieren.
Aber wir kommen wohl etwas vom Thema ab...
Edit: Ich kann mir auch nicht vorstellen auf meinen (für unsere Verhältnisse lächerlichen, global aber fürstlichen) Wohlstand zu verzichten. Aber entweder geht der langfristig flöten um die reichsten 1% zu bereichern oder um globalen Ausgleich herzustellen...
 
Die Tendenz geht leider z.T. tatsächlich in diese Richtung. Das Primat der Politik geht leider mehr und mehr verloren. Die Vorstellung, dass Politik den Rahmen gestaltet, in dem alle Akteure durch rechtliche Regeln eingehegt sind, ist leider immer weniger zu halten und verödet mehr und mehr zum Wunschdenken.
Eigentlich läuft in allen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Gebieten (und zwar global) momentan eine große Auseinandersetzung zwischen dem konservativen, rheinischen Sozialstaatskapitalismus und der anglo-amerikanischen Variante, in der sich jeder selbst der nächste ist. Das ist daran zu erkennen, dass sogar das, was hierzulande als "konservativ" oder "CDU" gilt, den wirtschaftlichen Hardlinern in den USA als "kommunistisch/sozialistisch" gilt (von der Sozialdemokratie mal ganz zu schweigen). Einher geht das ganze mit sinkendem gesellschaftlichen Engagement des Einzelnen, Geiz-ist-Geil-Mentalität, Selfie- und Status-Symbol-Narzissmus und Geschäfts- und Firmenmodellen wie Goldman-Sachs, die eine Kultur der Gier gesellschaftsfähig gemacht haben, die propagiert, dass Mäßigung und freiwillige, unentgeltliche Dienste für die Gemeinschaft reine Dummheit seien.
Dieses Gift ist leider gepaart mit viel zu viel Geld, wodurch die Gesellschaft von innen heraus zerfressen wird. Denn wie schon angemerkt, Wohlstand finden alle geil. In den USA hat Obama 2009 die große Chance vertan, solchen Umtrieben Einhalt zu gebieten. Als er Goldman Sachs und die anderen am Kragen hatte und hätte pleite gehen lassen können, hat er's nicht gemacht. Daran sieht man die Macht, die diese Leute in den USA inzwischen schon haben (-->"It's a Wall Street Government").
In der EU ist momentan gottseidank noch das alte, rheinische Modell mehrheitsfähig. Aber auch das bröckelt, wenn man sich unsere Gesellschaft und Dinge wie TTIP ansieht (das in seiner derzeitigen Form unmöglich kommen darf, da es nur den Großkonzernen in den USA wie Monsanto nutzt). Die EU muss daher schleunigst ihr Demokratiedefizit beseitigen, wenn man die Menschen wieder mehr mitnehmen will.
Insofern kann die heutige Einigung im Griechenland auch Signalwirkung haben, da sie trotz harter Auflagen auch Solidarität mit dem griechischen Volk zeigt.
Meine Hoffnung insgesamt ist, dass sich Europa als gemeinsamer Kulturraum mit jahrtausendealten gewachsenen moralischen und gesellschaftlichen Traditionen nicht freiwillig auf diesen Geld-Altären opfert und dass es in seinen Staaten genug gesellschaftliche Gegenkräfte und einen (gesunden und redlichen) Wertkonservatismus in seiner positivsten Ausprägung gibt, der parteiübergreifend gesellschaftlich und politisch das Schlimmste verhindert. In den USA ist es schon lange zu spät.
 
Kleines Anekdötchen dazu:
Als ich in den 80ern studierte, meinte ein Prof zu mir: Wenn Sie was verändern wollen, dann sollten Sie nicht Ingenieur werden sondern in die Politik gehen ...
In den 00ern sagte ein Politiker zu mir: Wenn Sie was verändern wollen, dann müssen Sie heutzutage in der Finanzwirtschaft sein ...
Money rules the world ...
 
 
Nun aber ist das Land zu einem totalen Ausverkauf auf Ramschniveau freigegeben. Das griechische Tafelsilber, wie Häfen, Flughäfen und die Bahn, sollen nun in verschärften Eiltempo an griechische Investoren, die bisher ein Vermögen im Volumen von bis zu 600 Millarden Euro ins Trockene gebracht hatten, zum Spottpreis verscherbelt werden. Damit werden genau jene Oligarchen belohnt, denen eigentlich einmündig der Kampf angesagt wurde.
 
Geht es nach Schäuble, sollen Vermögenswerte von 50 Milliarden Euro an ein Tochterinstitut der KfW, welcher er selbst vorsteht, eingebracht und verkauft werden. Mit den kurzfristigen Erlösen, die im Grunde nur die langfristigen Einnahmen aus den Staatsbetrieben ersetzen, sollen dann die griechischen Schulden abgetragen werden. Es sei hier erwähnt, dass es keinen Staatsbesitz in dieser Größenordnung geben soll. Selbst der IWF geht von maximal sieben Milliarden Euro aus.
Wie aber soll dann der Plan funktionieren, den Schäuble da allen Ernstes vorschlägt, dass nämlich ein Teil der Summe, 37,5 Milliarden Euro, in die Tilgung der Schulden Griechenlands beim ESM fließen soll? Wenn solche Vermögenswerte schlicht nicht vorhanden sind, gibt es auch keine übrigen 12,5 Milliarden Euro, die dann angeblich für Investitionen in Griechenland verwendet werden können.
 
http://le-bohemien.net/2015/07/13/griechenland-eurogipfel-ausverkauf/
 
Sogar "Deutschland-freundliche Ökonomen" (was für eine Bezeichnung - als wären Krugmann, Stiglitz und Sachs Deutschland-Hasser) verstehen diese Politik nicht:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/wolfgang-schaeubles-diplomatie-ist-rueckfall-in-alte-zeit-kolumne-a-1043404.html
 
 
 
 
 
http://le-bohemien.net/2015/07/13/griechenland-eurogipfel-ausverkauf/
 
Sogar "Deutschland-freundliche Ökonomen" (was für eine Bezeichnung - als wären Krugmann, Stiglitz und Sachs Deutschland-Hasser) verstehen diese Politik nicht:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/wolfgang-schaeubles-diplomatie-ist-rueckfall-in-alte-zeit-kolumne-a-1043404.html
 
 
Das ist doch klar gewesen. Das Problem ist halt nur, dass politische und wirtschaftliche Entscheidungen zu oft auseinander gehen. Hätte Merkel stärker nachgegeben, dann hätte sie Probleme mit dem "Bild- Pöbel" bekommen. Wichtiger als eine erfolgreiche Entscheidung ist schließlich das politische Überleben... Aus diesem Grund hat Griechenland immerhin auch ihr Referendum abgehalten
 
Das ist doch klar gewesen. Das Problem ist halt nur, dass politische und wirtschaftliche Entscheidungen zu oft auseinander gehen. Hätte Merkel stärker nachgegeben, dann hätte sie Probleme mit dem "Bild- Pöbel" bekommen. Wichtiger als eine erfolgreiche Entscheidung ist schließlich das politische Überleben... Aus diesem Grund hat Griechenland immerhin auch ihr Referendum abgehalten
Eine Kanzlerin, die Angst vor dem Bild-Pöbel hat und ein SPD-Vizekanzler, der sie noch rechts überholt ... mir fällt dazu nichts mehr ein.
Wann haben diese Politiker eigentlich das letzte Mal ihre Politik moderiert und versucht, dem Wähler zu beschreiben und erklären, warum sie so agieren, wie sie agieren? Stattdessen wird nach Allensbach-Umfrage regiert und reagiert (!) (weswegen die Politik auch "alternativlos" ist) und am Ende kommen trotzdem PEGIDA und AfD dabei raus!  Am Ende gibt es trotzdem Ausländerhass und Griechen-Bashing. Das ist doch nur noch ein Armutszeugnis!
 
Jonny nenne mir bitte mal einen Politiker der letzten 10 Jahre, der wirklich für etwas eingetreten ist. Die Hilfen waren ja schon seit Ewigkeiten in der Union umstritten. Aus Gründen der Machterhaltung hat Merkel leider rational gehandelt an diesem Wochenende. Vielleicht ist sie ja in 3 Jahren keine Kanzlerin mehr, so dass sich der Nachfolger mit dem vierten Hilfspaket beschäftigen muss.
Die Linke regierte in Berlin wie jede andere Partei auch was man so mitbekommen hat, viel anders scheint es in Brandenburg auch nicht zu sein. Die SPD um Gabriel sagt, dass sie sich um die Umwelt kümmern will und fällt dann um, weil NRW und die Gewerkschaften gegen das Paket rund um die Kohle Probleme haben.
Nachdem Kretzschman anfangs etwas gegen Porsche und Co gesagt hat, wurde er danach sehr handzahm. In gewisser Weise agiert Deutschland nicht viel anders als Griechenland, wobei wir zumindest das Glück haben, dass bei uns Parteimitgliedschaft alleine kaum ausreicht um in die Verwaltung zu kommen.
 
Die letzte Politikerin, die mir eingefallen ist, die sich für den Euro geopfert hat ist Iveta Radicova. Was hat es ihr gebracht? Nichts! Ich wette niemandem hier wird sie noch großartig etwas sagen.
 
In einem Punkt muss ich dir noch widersprechen und in einem voll zustimmen. Ich würde mir ebenfalls wünschen, dass die Politiker erklären, warum sie so handeln. Eine größere Ansprache wäre sicherlich nicht verkehrt. Dies hätte an sich schon passieren müssen!
Die AfD wäre übrigens unabhängig davon entstanden. Je weiter links die Union in dieser Hinsicht agiert, desto eher wird am rechten Rand Platz frei für eine neue Partei. Auch wenn es kaum jemand mitbekommen haben dürfte, aber sehr interessant fand ich einen Tweet von einem finnischen politischen Journalisten, der meinte, dass die finnische Regierung stürzen würde, wenn sie Griechenland zu sehr nachgeben würden.
 
Jonny nenne mir bitte mal einen Politiker der letzten 10 Jahre, der wirklich für etwas eingetreten is.
In einem Punkt muss ich dir noch widersprechen und in einem voll zustimmen. Ich würde mir ebenfalls wünschen, dass die Politiker erklären, warum sie so handeln. Eine größere Ansprache wäre sicherlich nicht verkehrt. Dies hätte an sich schon passieren müssen!
Die AfD wäre übrigens unabhängig davon entstanden. Je weiter links die Union in dieser Hinsicht agiert, desto eher wird am rechten Rand Platz frei für eine neue Partei. Auch wenn es kaum jemand mitbekommen haben dürfte, aber sehr interessant fand ich einen Tweet von einem finnischen politischen Journalisten, der meinte, dass die finnische Regierung stürzen würde, wenn sie Griechenland zu sehr nachgeben würden.
Gerhard Schröder - auch wenn es das falsche war, wofür er eingetreten war.
Die von die aufgezählten Beispiele sind alle korrekt bzw. ich stimme dir da zu. Und deswegen werden diese Politiker auch nicht positiv in die Geschichtsbücher eingehen - wie es andererseits Brandt oder Weizsäcker (gut, "nur" als BuPrä) taten.
Du hast auch recht, dass sich in einem politisch "starren Volk" am rechten Rand eine Partei bilden wird, wenn die Parteien des Zentrums oder der gemäßigten Rechten nach links rücken. Und genau da setze ich ja an: Dann muss man die Leute halt dort abholen und "mitnehmen". Ich bin der Meinung, dass das Wahlvolk halt nicht starr ist und sich Meinungen und Diskurse verändern können, wenn es nur genug intelligente Leute gibt, die ihre Politik erklären (das geht aber nicht mit einem Gabriel, der hin und her wankt und heute gg TTIP und morgen für TTIP ist, um übermorgen wieder gegen TTIP zu sein). Natürlich ist es gg. die Bild-Zeitung und die CSU und die arg konservativen CDUler im Bundestag schwer, eine moderatere Politik einzuschlagen und zu moderieren. Aber wenn man es gar nicht erst versucht ...
Dabei ist es so einfach: Deutschland kann sich seit 5 Jahren für 0-1% verschulden. Dadurch sparen wir 60 Mrd. an Zinsen. Mehr Geld wird uns Griechenland nichts kosten.
Deutsche Banken haben jahrelang korrupten griechischen Regierungen Kredite gegeben. Die mussten "sozialisiert" werden, weil die Banken (angeblich) "too big to fail" waren. Da ist also nicht der "faule Grieche" schuld.
Soll Griechenland jemals auch nur 1/10 der Schulden / Garantien zurückzahlen (können), dann müssen wir Ihnen auf die Beine helfen. Sonst ist das Geld unwiderruflich weg.
Und so gibt es zig "Wahrheiten", die in Deutschland verschwiegen werden.
 
Und wie gesagt: Trotz der Allensbach-Regierungsführung der Merkel hat sich eine AfD gegründet und es gingen in Dresden Zehntausende auf die Straße. Oder trug das Nicht-Moderieren vielleicht gerade dazu bei? Gingen diese Leute vielleicht auch WEGEN Merkels Stil auf die Straße?
 
(Ich komme mit der Zitatfunktion noch nicht zurecht.)
 
Was haltet ihr eigentlich von der These, dass Deutschland mittlerweile als europäischer Hegemon wahrgenommen wird?
Aus meiner (schlichten) Sicht auf die Dinge gibt es dazu zwei Dinge zu sagen. Zunächst mal, dass Deutschland als wirtschaftlicher Motor Europas lange die Integration finanzschwächerer Länder forciert und unterstützt hat. Über Kohls Politik kann man kritisch denken (ohne ihn als Menschen dabei schamlos zu diskreditieren, wie es in Deutschland mittlerweile an der Tagesordnung ist), aber aus meiner Sicht war seine Motivation für ein geeintes Europa nicht nur seine geschichtliche Rolle als Kanzler der Einheit, sondern sehr wohl auch die Überlegung, mit der Währungsunion ein Europa ohne kriegerische Auseinandersetzungen zu schaffen - das wiederum immer auch unter Berücksichtigung der deutschen Gräueltaten im 2. Weltkrieg. Ich will keineswegs sagen, dass diese Motivation der jetzigen Führung abginge, nur ist das eben eine andere Generation und auch die breite (friedensgewohnte) Gesellschaft hat eine distanzierte Sicht entwickelt. Über die Rolle der Medien in der Griechenland-Frage ist zuletzt ja schon viel geschrieben worden und ich z.B. bin sicher, dass es vor 10-20 Jahren ein anderes Echo gegeben hätte, wenn in der ausländischen Presse (nicht nur dem Boulevard!) plötzlich von den skrupellosen Deutschen die Rede ist - ganz dahingestellt, ob zu Recht oder zu Unrecht. Der zweite Punkt ist m.E., dass unsere jetzige Führung auch die nächste Bundestagswahl im Hinterkopf hat und sieht, dass die (vermeintlich) harte Haltung Griechenland gegenüber gut ankommt und sogar vergessen macht, dass es Freitag zu einer Abstimmung kommt, die man vor nicht langer Zeit noch kategorisch ausgeschlossen hat. Wenn also ein Schäuble, bislang vielleicht anerkannt als kluger Kopf, aber doch eher knurriger Technokrat, nun auf einmal beliebt sein soll wie nie, nachdem schroffe Basta-Zitate über die Medien lanciert werden, sagt das für mich auch einiges aus.
 
 
Wann haben diese Politiker eigentlich das letzte Mal ihre Politik moderiert und versucht, dem Wähler zu beschreiben und erklären, warum sie so agieren, wie sie agieren?
Persönlich habe ich ehrlich gesagt gar kein Interesse daran, von Leuten, die ich auf Grund bisherigen poltischen Verhaltens für nicht integer halte, irgendwelche Rechtfertigungen dafür anzuhören, warum sie so handeln, wie sie handeln. Meiner Ansicht nach ist die Zeit für Reden längst vorbei, nun zählen nur noch Taten, tatsächliche Erfolge. Alleine diese können verloren gegangenes Vertrauen langsam wieder zurück bringen.
Stattdessen wird nach Allensbach-Umfrage regiert und reagiert (!) (weswegen die Politik auch "alternativlos" ist) und am Ende kommen trotzdem PEGIDA und AfD dabei raus!  Am Ende gibt es trotzdem Ausländerhass und Griechen-Bashing. Das ist doch nur noch ein Armutszeugnis!
Nicht trotzdem, sondern gerade deswegen. Wer "alternativlos" regiert, der wird zwangsläufig eine "Alternative" bekommen. Problematisch ist ja auch, dass bei vielen Themen innerhalb der vier etablierten Parteien überhaupt gar kein politischer Diskurs mehr stattfindet. So werden legitime demokratische Positionen lediglich von kleineren Parteien wie der Linken, der AfD oder den Freine Wählern vertreten, was zwangsläufig zu einem Wachstum der Wahlergebnisse für diese Parteien führen muss und wird.
Die letzte Politikerin, die mir eingefallen ist, die sich für den Euro geopfert hat ist Iveta Radicova. Was hat es ihr gebracht? Nichts! Ich wette niemandem hier wird sie noch großartig etwas sagen.
Tut mir Leid, aber ich kann absolut nichts Gutes darin erkennen, sich für den Euro zu opfern. Letzenden Endes hat sich der Euro als wirksamste zivile Waffe zur Unterwerfung anderer Nationen erwiesen. Die Bevölkerung keines Landes hat jemals in Friedenszeiten so leiden müssen, wie das Griechische Volk. Ja, ich schäme mich, Deutscher zu sein!
Politiker, die für ihre Überzeugungen eingetreten sind, fallen mir aus den letzten Jahren zuhauf ein. Leutheusser-Schnarrenberger, Schäffler, Bosbach, Ströbele, Lafontaine, Wagenknecht, Lucke, Gauland, Gauweiler, Buschkowsky, Ponader, Aiwanger.
Die AfD ist doch zudem gar nicht deswegen enstanden, weil die CDU nach links gewandert wäre, sondern als Alternative zur "Alternativlosigkeit" der "Euro-Rettungs-Politik" - folgerichtig war sie zunächst auch ein Zusammenschluss von Politikern jedweder politischen Ausrichtung - auch viele Mitglieder der Linken und der SPD hatten hier ihre neue Heimat gefunden. Meiner Ansicht nach ist die "Euro-Rettungs-Politik" ganz extrem weiter rechts zu verordnen als die Alternative einer geordneten Rückkehr zur Drachme, verbunden mit einem massiven Schuldenschnitt (ich halte inzwischen sogar den vollständigen Schuldenerlass für fast zwingend notwendig).
Soll Griechenland jemals auch nur 1/10 der Schulden / Garantien zurückzahlen (können), dann müssen wir Ihnen auf die Beine helfen. Sonst ist das Geld unwiderruflich weg.
Meiner Ansicht nach kann Griechenland überhaupt nur auf die Beine kommen, wenn es zur Drachme zurückkehrt und ihm die Schulden erlassen werden. Jedes Jahr der "Euro-Rettungspolitik" (übrigens ein sehr passender Begriff, beschreibt er doch wahrheitsgemäß, was dabei gerettet wird und wer eben nicht) hat die griechische Wirtschaft zusehends weiter in die Katastrophe geführt.
Und wie gesagt: Trotz der Allensbach-Regierungsführung der Merkel hat sich eine AfD gegründet und es gingen in Dresden Zehntausende auf die Straße.
Manchmal habe ich den Eindruck, dass die Umfrageinstitute die Meinung nicht nur erfassen, sondern auch bilden wollen. Die SPD bleibt regierungsfähig, weil sie der Vorratsdatenspeicherung zustimmt und legt deshalb um 1% zu. Wer die Politik Israels kritisch sieht, ist ein rechter Antisemit. Und so geht das in einem weiter und in einem fort. Ist das vielleicht Satire?
Oder trug das Nicht-Moderieren vielleicht gerade dazu bei? Gingen diese Leute vielleicht auch WEGEN Merkels Stil auf die Straße?
Der Stil hat sicher auch dazu beigetragen, das größere Problem dürfte aber ihre Politik an sich gewesen sein.
Über Kohls Politik kann man kritisch denken (ohne ihn als Menschen dabei schamlos zu diskreditieren, wie es in Deutschland mittlerweile an der Tagesordnung ist), aber aus meiner Sicht war seine Motivation für ein geeintes Europa nicht nur seine geschichtliche Rolle als Kanzler der Einheit, sondern sehr wohl auch die Überlegung, mit der Währungsunion ein Europa ohne kriegerische Auseinandersetzungen zu schaffen - das wiederum immer auch unter Berücksichtigung der deutschen Gräueltaten im 2. Weltkrieg.
Dafür braucht es den Euro aber nicht. Die EU an sich und eine gemeinsame EU-Armee wären hier beispielsweise viel wirkungsvoller. Ich sehe den Euro mittlerweile im Gegenteil als die größte Gefahr für das Ausbrechen eines bewaffneten Konfliktes innerhalb der EU an.
 
Zur Entwicklung in Griechenland selber: Meines Erachtens nach hat Tsipras sich mit seiner Entscheidung, gegen den Willen der griechischen Bevölkerung das Spar-Diktat zu akzepierten seine eigene Abwahl eingeleitet. Spätestens im Herbst wird in Griechenland erneut gewählt werden, prognostiziere ich (wenn man sich die Haltbarkeitsdauer griechischer Regierungen anschaut, werden zudem auch hier historische Parallelen deutlich). Da er nun mehr oder weniger auf Linie mit dem Großteil der anderen Parteien liegt werden langfristig diejenigen griechischen Parteien profitieren, welche als einzige eine Alternative anbieten. Dies ist neben der Goldenen Morgenröte noch die Kommunistische Partei Griechenlands, sodass bei fortbestehender Mitgliedschaft Griechenlands im Euro und der weiteren Perspektiv - und Hoffnungslosigkeit der Bevölkerung wohl zwangsläufig eine dieser beiden Parteien die Macht in Griechenland an sich reißen wird. Alternativen wären beispielsweise eine Neuausrichtung der Syriza hin zu einem geordneten Euro-Austritt mit Hilfe der anderen EU-Staaten bei gleichzeitigem massiven Schuldenerlass und weiterhin bestehender Mitgliedschaft in der EU. Dies kann und würde aber nur ohne Tsipras möglich sein. Auch ein Militärputsch ist in den nächsten Jahren in Griechenland sicher im Bereich des möglichen, sollte es so weiter gehen.
 
Rechtspopulismus in Skandinavien
<span><a title="Weitere Artikel von Jens Mattern" href="http://www.heise.de/tp/autor/jensmattern/default.html">Jens Mattern</a> </span> 16.07.2015Rückt Skandinavien nach rechts? Was unterscheidet, was verbindet die rechten Parteien? Wie sieht die Haltung zur Griechenland-Krise aus? Ein ÜberblickDie schwedische Zeitung "Expressen" meldete am Montag einen starken Zuwachs der rechten Schwedendemokraten. In Dänemark erzielte die Dänische Volkspartei Mitte Juni ein Rekordergebnis und kann die konservative Minderheitsregierung unter Druck setzen. In Norwegen und Finnland sind rechte Parteien bereits an der Regierung beteiligt.
Quelle und weiter: http://www.heise.de/tp/artikel/45/45454/1.html
 
Am 21.12.2014 um 00:02 schrieb Gast:




Relative Mehrheit für Brexit




 




In Großbritannien sprechen sich mehr Bürger für einen Austritt aus als für einen Verbleib in der EU aus




 




Von Peter Mühlbauer




 




http://www.heise.de/tp/artikel/43/43701/1.html




 




 




Wäre ja mal ein Tag zum Feiern, wenn die endlich raus sind.


Ich bin fassungslos.




Was das im Detail alles bedeuten wird, ist für mich noch nicht absehbar. So wird es wohl zwischen Nordirland und Irland eine EU-Außengrenze geben.




Bin überzeugt, dass die Mehrheit der Briten das in spätestens 10 Jahren als historischen Fehler begreifen wird.




An Stelle der Schotten und Nordiren würde ich versuchen binnen der nächsten 2 Jahre aus dem Vereinigten Königreich auszutreten und in der EU zu bleiben.




Hatte gestern ein Treffen mit englischen Fondsmanagern, die einhellig von einem "Remain" ausgegangen waren.
 
Bezeichnend hierbei:



Zitat




Bisschen spät: Briten googeln, was der Brexit für sie bedeutet



Die Wähler im Vereinigten Königreich haben sich für den Brexit entschieden. Bemerkenswerterweise wandten sich viele Briten erst nach Schließung der Wahllokale an Google, um sich über die möglichen Folgen ihrer Entscheidung zu informieren.



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<p style="margin:0px 0px 5px:tonguewink:adding:0px 0px 0px 65px;border:0px;">
 



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</div>


Quelle und weiterlesen:  http://t3n.de/news/brexit-google-719482/




Getreu dem Motto:  Erst schiessen, dann fragen.




Bin jetzt sehr gespannt, ob Schottland die Unabhängigkeit und Nordirland die Wiedervereinigung mit Irland anstreben werden.




 
 
Reisen durch den Eurotunnel werden auch schwieriger und es wird auch eine EU-Außengrenze zwischen Spanien und Gibraltar geben.
 
Wer noch nach GB reisen will sollte das jetzt tun, der Wechselkurs zum Pfund machts jedenfalls grade günstig
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vor 8 Minuten schrieb French-FCK-Fan:




Reisen durch den Eurotunnel werden auch schwieriger.


Hm, das glaube ich nicht. Es gibt da ja eh schon Grenzkontrollen plus Sicherheitscheck wie am Flughafen. Ist höchstens die Frage, ob ein Perso noch reicht oder man einen Reisepass benötigt.
 
Ich bin auch paralysiert und hoffe, dass Gysi nicht Recht behält mit seinen düsteren Visionen: https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/dann-droht-krieg




Die nächsten 2 Jahre werden spannend. Welche Abkommen werden nun bilateral zwischen GB und EU getroffen? 




Und: Wann kommt das nächste Unabhängigkeitsreferendum von Schottland? Was machen Waliser und Nordiren?




Ist das ein notwendiger Knall als Startschuss zu nötigen Reformationen dieser EU als Erfüllungsgehilfin von Konzerninteressen oder ist es der Niedergang der Idee und Utopie, für die die EU im Kern stand? 




Die Wahlen in Frankreich werden die Waagschale wohl endgültig zu einer Seite kippen lassen.
 
Mir fehlen auch gerade ein bisschen die Worte. Obwohl es so knapp war, habe ich die Entscheidung nicht ernsthaft in Betracht gezogen, weil ich mir dachte, dass die Briten sich im  Zweifel lieber für den jetzigen Ist-Zustand entscheiden und gegen die ungewisse Zukufnt.




Besonders schockierend finde ich, dass der Großteil der Briten, die mit "Ja" gestimmt haben, bereits sehr alt ist - und somit schon biologisch weniger mit den Folgen zu tun haben wird als die junge Generation, die sich mehrheitlich für den Verbleib in der EU ausgesprochen hat.
 
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