Deutscher (Sensations)Meister 1998 - Das Benefizspiel 20 Jahre danach

Die „Helden“ von 1998 spielen 30 000 Euro ein
Hintergrund: Gestern Spendenübergabe vor FCK-Spiel
Kaiserslautern. Die „Heimkehr der Helden“ trägt Zinsen: 30.000 Euro beträgt der Reinerlös des Benefizspiels zwischen der Meistermannschaft des 1. FC Kaiserslautern von 1998 und der Elf deutscher Fußball-Legenden.

Am 8. September sahen 10.934 Zuschauer im Fritz-Walter-Stadion das Benefizspiel, das die von Otto Rehhagel gecoachte Meisterelf mit 5:10 gegen die Legenden mit Trainer Berti Vogt verlor. Gestern Abend vor der Drittligapartie des FCK gegen Energie Cottbus wurde das Spendengeld an drei karitative Institutionen übergeben. Jede erhielt 10.000 Euro.Für die Betze-Engel, das Sozialprojekt des FCK, das sechs Gruppen unterstützt, nahm Rainer Keßler, der Präsident des FCK, den 10.000-Euro-Scheck in Empfang. Er wurde überreicht von Oliver Meyer, dem Geschäftsführer von Tailormade. Das in Dirmstein ansässige Unternehmen hatte die „Heimkehr der Helden“ perfekt organisiert.
Den Scheck für die Fritz-Walter-Stiftung überreichte Roger Lutz. Der Teammanager des FCK gehörte dem Meisterkader 1991 und 1998 an. Lutz’ Kernsatz: „Wir hatten nicht die besten Spieler, aber die beste Mannschaft!“

Nicole Stöhr, Mitglied des Stiftungsrates, repräsentierte die Horst-Eckel-Stiftung. Andreas Buck, Mitglied der Meistermannschaft des FCK von 1998, übergab ihr den Scheck für die in diesem Frühjahr gegründete Horst Eckel-Stiftung. Die „Heimkehr“ empfand Buck als ganz besonders emotionalen Moment.

Im Meisterjahr bildete der vom VfB Stuttgart gekommene Buck beim FCK mit Ratinho eine sensationell wirkungsvolle rechte Seite. 22 Tore wurde über die Schokoladenseite vorbereitet. „Wir hatten eine wunderbare Kameradschaft, einen unglaublichen Zusammenhalt in der Mannschaft – fast so wie in einer ganz normalen Dorfelf“, beschrieb Buck, der einstige „Turbo“, einmal den besonderen Geist der, die 1998’er beflügelte. zkk

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Die Rheinpfalz 03.11.2018
 
Kalender: Als der Aufsteiger die einmalige Sensation schaffte
Horst Konzok

Bundesliga-Abstieg 1996, Aufstieg 1997, deutscher Meister 1998. Der 1. FC Kaiserslautern schreibt Fußballgeschichte. Erstmals gewinnt ein Bundesliga-Aufsteiger den Titel. 35.000 FCK-Fans sind am 9. Mai 1998 in Hamburg dabei, als DFB-Präsident Egidius Braun die Meisterschale an FCK-Kapitän Ciriaco Sforza überreicht. Aber im Erfolg werden auch die großen Fehler begangen.

Der eigentliche Kapitän heißt Andreas Brehme. Mit 37 aber ist er in seinem letzten Jahr seiner grandiosen Karriere als „Stand-by“-Spieler nur noch fünfmal zum Einsatz gekommen. Aber Brehme, der Deutschland 1990 zum WM-Titel schoss, geht in jedem Training voran. Ein Vorbild. Und der Weltmeister setzt noch vor dem ersten Saisonspiel ein Zeichen. „Trainer, nehmen sie den jungen Ballack mit, der ist 20“, sagt Brehme zu Otto Rehhagel und verzichtet zugunsten des aus Chemnitz gekommenen Talents ohne Groll auf seinen Kaderplatz, tritt aber die Reise nach München an. Der Mannschaftsgeist sollte dem FCK Flügel verleihen.

Der 2. August 1997 wird zum Startpunkt eines Fußball-Märchens, eines Fußball-Wunders. Bei den Bayern gewinnen die Lauterer im ersten Saisonspiel sensationell 1:0. Das goldene Tor köpft Michael Schjönberg nach Freistoß von Ciriaco Sforza. Balsam auf der Seele von Trainer Rehhagel – die Bayern hatten ihn gefeuert!

Rehhagel: Haben Fußballgeschichte geschrieben
„Die Mannschaft hat den Wiederaufstieg geschafft und ist mit großer Unbekümmertheit in die Erste Liga gestartet, sie hatte nichts zu verlieren, sie spielte mit einer unglaublichen Leichtigkeit, Fröhlichkeit, es war keinerlei Druck da“, bilanziert Meistermacher Rehhagel und schwelgt: „Wir haben Fußballgeschichte geschrieben. Ein Neuling wird Meister – das wird es nie wieder geben!“ Fritz Walter, der Ehrenspielführer, der den FCK bei den Meisterschaften 1951 und 1953 anführte, ist selig, als seine Erben 1998 den Coup vollendet haben. Der „große Fritz“, damals 77 Jahre alt, erklärt glücklich: „Ich bin stolz auf den 1. FCK. Vor zwei Jahren der grausame Abstieg, dann der schnelle Aufstieg und sofort die steile Fahrt an die Bundesligaspitze. Rehhagel hat großartige Arbeit geleistet. Diese Meisterschaft ist einmalig im deutschen Fußball. Für den Verein, für Kaiserslautern, die Pfalz und den ganzen Südwesten – sagenhaft!“

In der Tat – sagenhaft! Aus den ersten sieben Spielen holen die Lauterer 19 Punkte, verlieren am achten Spieltag erstmals. „Jetzt müssen wir zeigen, dass wir wirklich eine Einheit sind“, sagt Martin Wagner nach dem 1:3 gegen Werder Bremen auf dem Betzenberg. Der Linksfuß hatte nach dem Abstieg als erster versprochen, dem Verein treu zu bleiben und eine Woche nach der Höllenfahrt mit seinem goldenen Tor zum 1:0 im DFB-Pokalfinale gegen den Karlsruher SC geholfen, die Tränen zu trocknen.

Eine wunderbare Mannschaft
Die Mannschaft funktioniert – auch Niederlagen werfen die Einheit nicht aus der Bahn. Das beginnt bei Andreas Reinke, der Nummer 1, das setzt sich fort bei Miroslav Kadlec, dem Weltklasse-Libero, bis hin zu Regisseur Ciriaco Sforza, der die beste Saison seiner Karriere spielt. Über die rechte Schokoladenseite bereiten Andreas Buck und Ratinho 21 Treffer vor.

Es ist die Saison des Olaf Marschall. Er ist schon 32, wird als Fußballgott gefeiert, schießt bei 24 Einsätzen 21 Tore. In den ersten 13 Spielen trifft er 15-mal – dann setzt ihn ein beim 3:1-Sieg in Mönchengladbach erlittener Innenbandriss für zehn Wochen schachmatt. „Wir hatten nicht die besten Spieler, aber die beste Kameradschaft, den größten Zusammenhalt“, erklärt der Tor-Marschall das Unerklärliche. So sticht sein Freund Jürgen Rische wie der junge Marco Reich als Joker, so schießt Pavel Kuka entscheidende Tore, so sorgt Axel Roos, wie Roger Lutz schon beim Meisterstück 1991 dabei, als Offensivverteidiger für Akzente. Lutz und Oliver Schäfer – zwei Männer für besondere Aufgaben. Und die Abräumer machen ihre Sache richtig gut: Harry Koch und Michael Schjönberg. Nach seinem Mittelfußbruch im Auftaktspiel beweist sich Marian Hristov als wuchtige Bereicherung einer wunderbaren Mannschaft.

Spontane Fete schon am vorletzten Spieltag
Am 2. Mai 1998 macht der FCK mit einem 4:0 gegen den VfL Wolfsburg am vorletzten Spieltag die Sensation perfekt – Lautern ist deutscher Meister. Wie im Rausch sorgen Marschall (2), Wagner und Rische für eine spontane Meisterfeier. „Jetzt haben wir den Salat …“, orakelt „König Otto“ stolz und strahlend. 68 Punkte, 63:39 Tore. Bayern folgt mit 66 Punkten. Rehhagel, assistiert von Reinhard Stumpf, weiß: Der Druck und die Erwartungshaltung, werden wachsen.

Was er nicht ahnt: dass im Erfolg die großen Fehler gemacht werden. „Atze“ Friedrich, der Rehhagel im Sommer 1996 für den FCK gewann, tritt als Vorstandsvorsitzender die Nachfolge von Hubert Keßler an, des letzten ehrenamtlichen FCK-Präsidenten. Friedrich träumt davon, „dauerhaft mit den Bayern auf Augenhöhe zu spielen“. Sein Traum vom WM-Stadion auf dem Betzenberg entpuppt sich als Alptraum: Fallgrube statt Goldgrube! Teure Stars kommen und kassieren Unsummen, der Geist der Meistermannschaft geht verloren – der Anfang vom Ende.

Der Kalender
DIE RHEINPFALZ feiert 2020 ihren 75. Geburtstag. In unserem Jubiläumskalender erinnern wir jeden Tag an ein besonderes Ereignis oder eine ungewöhnliche Geschichte aus den vergangenen 75 Jahren.

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