„Da!“ Montenegro feiert schon seine Unabhängigkeit

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„Da!“ Montenegro feiert schon seine Unabhängigkeit







22. Mai 2006

Nach der Veröffentlichung von ersten Hochrechnungen des Unabhängigkeitsreferendums in Montenegro haben die Anhänger einer Loslösung von Serbien in der Nacht zum Montag in der Hauptstadt Podgorica ihren Sieg verkündet. Laut inoffiziellen Angaben stimmten am Sonntag 56,3 Prozent der Wähler für die staatliche Selbständigkeit der ehemaligen jugoslawischen Republik. Die nötige Zustimmung für eine Unabhängigkeit liegt bei 55 Prozent. Nur dann akzeptiert die Europäische Union (EU) die Trennung. Das offizielle Ergebnis wird im Laufe dieses Montags erwartet.

Montenegros Ministerpräsident Milo Djukanovic erklärte in der Nacht zum Montag das Lager der Unabhängigkeitsbefürworter schon zum Sieger der Volksabstimmung über eine Loslösung von Serbien erklärt. „Mit der Mehrheitsentscheidung seiner Einwohner ist heute Abend die Unabhängigkeit Montenegros wiederhergestellt worden“, sagte Djukanovic vor seinen Anhängern. Er verwies auf Zahlen des nicht amtlichen Zentrums für freie Wahlen und Demokratie (Cesid), nach denen 55,5 Prozent der Wahlteilnehmer für die Loslösung vom Bund mit Serbien gestimmt haben.





Hohe Wahlbeteiligung





Der Führer des Blocks für den Erhalt eines gemeinsamen Staates mit Serbien, Predrag Bulatovic, verkündete hingegen, daß sich die Unabhängigkeitsbefürworter nach den Hochrechnungen seiner Anhänger nicht durchsetzen konnten. Er verwies auf die denkbar knappe Mehrheit und das fehlende offizielle Ergebnis. Bulatovic warf der Regierung vor, sie wolle dem Ausgang des Referendums zuvorkommen und betreibe ein „aggressives und arrogantes Manöver“. Unumstritten war hingegen, daß die Wahlbeteiligung sogar höher war als ohnehin erwartet: Sie lag bei mehr als 86 Prozent.

Im Vorfeld der Abstimmung hatte es wenig Zweifel daran gegeben, daß das Lager der Unabhängigkeitsbefürworter größer ist als das der Gegner. Allerdings galt als fraglich, ob sie mehr als 55 Prozent der Stimmen bei der unter Federführung der EU vereinbarten Abstimmung erreichen.





Unabhängiges Montenegro nicht lebensfähig?





„Die Antwort auf die Frage im Referendum wird die Tore für eine euro-atlantische Integration öffnen“, hatte Djukanovic am Sonntag angekündigt. Nicht zuletzt fühlt sich die Regierung Montenegros in ihren Bemühungen um einen Beitritt zur EU von Serbien gebremst. Kritiker sagen dagegen, ein unabhängiges Montenegro wäre zu klein, um alleine existieren zu können. Montenegro - etwas kleiner als Schleswig-Holstein - hat ein eigenes Rechtssystem, eine von Serbien unabhängige Wirtschaft und einen eigenen Dialekt.

Das Land mit seinen rund 650.000 Einwohnern wäre nach Slowenien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina und Mazedonien die letzte Teilrepublik Jugoslawiens, die sich verselbständigt und vom serbischen Zentrum des damaligen Vielvölkerstaates löst. Das Fürstentum von Montenegro war auf dem von Fürst von Bismarck einberufenen Berliner Kongreß 1878 von den europäischen Großmächten für souverän erklärt worden. 1910 wurde Montenegro zum Königreich. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde der König abgesetzt und Montenegro mit Serbien 1918 zu einem neuen Balkanstaat unter dem serbischen König verschmolzen. Serbien und Montenegro sind seit 1918 verbunden, zuletzt jedoch nur durch einen losen Bund.





[size=-2]Text: tens./F.A.Z. mit Material von Reuters[/size]
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Bildmaterial: AP, REUTERS[/size]





[size=-2]Quelle: [/size][size=-2]www.faz.net[/size]
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