Asternweg - ein Jahr danach (TV-Doku)

Dr.BETZE

Moderator
Teammitglied
heute abend kommt eine rund vierstündige dokumentation um 20:15 auf vox über den sozialen brennpunkt "kalkofen" in KL. angeblich einer der ältesten in deutschland.
 
In jeder Großstadt gibt es soziale Brennpunkte. In Kaiserslautern, einer Universitätsstadt mit knapp 100.000 Einwohnern, ist es der ehemalige Kalkofen – heute umbenannt in Astern-, Geranien- und Veilchenweg.- VOX.de bei www.vox.de


Vox-Sendung heute 20:15



Die Vox-Dokus sind nicht mit den meisten Dokus der ÖR zu vergleichen, aber vielleicht kann man hier darüber hinweg sehen, weil es ja um die eigene Umgebung geht.
 
Das ist ja wirklich der Hammer. Da sieht mal ganz Deutschland wieder was Lautern so los ist.


Sind halt jetzt einfach nur Extremfälle die aus einem sozialen Brennpunkt gewählt.

Leute, die sich halt einfach nur aufgegeben haben.

Ich finde es keine Schande für Lautern, da es solche Ecken sicher in jeder größeren Stadt gibt. Es ist einfach eine Schande für Deutschland, das Leute hier so leben müssen.
 
Sind halt jetzt einfach nur Extremfälle die aus einem sozialen Brennpunkt gewählt.
Leute, die sich halt einfach nur aufgegeben haben.

Ich finde es keine Schande für Lautern, da es solche Ecken sicher in jeder größeren Stadt gibt. Es ist einfach eine Schande für Deutschland, das Leute hier so leben müssen.


Da brauchst du jetzt auch nicht in unbedingt große Städte zu gehen. Da reicht auch ne Stadt wie beispielsweise Neustadt schon aus. Extremfälle sind diese Menschen nur aus neutraler Sicht. Aufgrund meines Berufes kenn ich Dutzende Menschen, die denen aus der Doku sehr ähnlich sind.
 
Einerseits ja. Andererseits ist es schön zu sehen, welche Warmherzigkeit es dort auch gibt.


Ich arbeite aushilfsweise an einem Randgebiet vom Kalkofen und kriege da so einige dieser Leute mit. (John z.B. ist mir schon einige Male über den Weg gelaufen). Die warmherzigkeit unter den Menschen, gerade in diesen "Schichten" unserer Gesellschaft, sucht seines gleichen.
 
Sind halt jetzt einfach nur Extremfälle die aus einem sozialen Brennpunkt gewählt.
Leute, die sich halt einfach nur aufgegeben haben.

Ich finde es keine Schande für Lautern, da es solche Ecken sicher in jeder größeren Stadt gibt. Es ist einfach eine Schande für Deutschland, das Leute hier so leben müssen.


Allein die Tatsache, dass es da Wohnungen gibt, die von Schimmel befallen sind und aus Kostengründen nicht mal renoviert werden, macht einen fassungslos.



Ebenso schlimm sind die sozialen Verhältnisse - austauschbar mit fast jedem Brennpunkt einer Klein- oder Großstadt. Die ehrenamtliche Arbeit einiger weniger ist beachtlich und lobenswert, genauso der Einsatz der Wirtin, der guten Seele. Doch wo bleibt da eigentlich organisierte Hilfe vom Staat - in Sachen Alltagsbewältigung, Erziehungsfragen, Wiedereinstiegschancen im Beruf...? Eine "Ilse" allein kann sich auch nicht vierteilen - und wird dafür nicht mal bezahlt.
 
Allein die Tatsache, dass es da Wohnungen gibt, die von Schimmel befallen sind und aus Kostengründen nicht mal renoviert werden, macht einen fassungslos.


Ebenso schlimm sind die sozialen Verhältnisse - austauschbar mit fast jedem Brennpunkt einer Klein- oder Großstadt. Die ehrenamtliche Arbeit einiger weniger ist beachtlich und lobenswert, genauso der Einsatz der Wirtin, der guten Seele. Doch wo bleibt da eigentlich organisierte Hilfe vom Staat - in Sachen Alltagsbewältigung, Erziehungsfragen, Wiedereinstiegschancen im Beruf...? Eine "Ilse" allein kann sich auch nicht vierteilen - und wird dafür nicht mal bezahlt.
Wir müssen nicht über die grundsätzliche Notwendigkeit reden, dabei geb ich dir recht. Aber wer soll denn das alles bezahlen? Teilweise ist das durch die Jobcenter im Fallmanagement oder Organisationen wie die Caritas, Pro Familia oder den Jugendmigrationsdienst ja möglich, bzw. im Angebot. Im Endeffekt scheitern solche Fälle allerdings meist beim Thema Motivation. Die Menschen leben ja mittlerweile bereits in der 2. oder 3. Generation genau so und leben das nach, was ihre Eltern Ihnen vorgelebt haben. Das zu durchbrechen ist durch Externe Organisationen fast unmöglich.
 
Bedrückende Bilder. Mein Großvater mütterlicherseits war Pfarrer in KL und in den 50er/60er-Jahren auch seelsorgerisch für den Kalkofen zuständig. Meine Oma und meine Mutter haben schon oft erzählt, wie arm die Leute damals waren und im Winter z.T. ihre Haus- und Wohnungstüren in den Ofen gesteckt haben, weil sie sonst nichts mehr zum Heizen hatten. Dass dort offenbar immernoch solche Zustände herrschen, ist schon krass. Zumindest warmes Wasser (!!) könnte man den Leuten ja bereitstellen, das ist z.T. menschenunwürdig.



Es gibt allerdings einen Punkt, den ich nie verstehen werde:

In meiner weiteren pfälzer Verwandschaft, v.a. in der älteren Generation, hat es auch einige ärmere Leute gegeben, trotzdem - und so wurde ich als Kind auch erzogen - hieß es immer: Es hat daheim ordentlich und sauber zu sein, man muss sich nach Möglichkeit auch immer waschen.



Es scheint aber trotzdem irgendeinen unsichtbaren Zusammenhang zwischen Armut, Schmutz und Verwahrlosung zu geben - dieser erschließt sich mir aber nicht. Denn auch wenn man wenig Geld oder Besitztümer hat, leitet sich ja daraus nicht automatisch ab, dass das eigene Wohnumfeld und man selbst zwangsläufig verdreckt und verwahrlost. Das ist so etwas, was ich nie verstehen werde. Wie kann man so wenig Selbstachtung haben, dass es einem egal ist, ob alles durcheinander und dreckig ist, sogar man selbst? Auch als "bildungsferner" Mensch versteht man ja solche einfachen Zusammenhänge wie Unordung+Dreck=langfristig Krankheiten+Ungeziefer.



Das will nicht in meinen Kopf rein. Es ist einfach schlimm zu sehen, wie Menschen so sehr aufgegeben haben, dass sie für ihr Leben nur noch den "Plan" haben, "die Zeit rumzubringen" (????).
 
Teilweise sind die sogar echt gut und informativ. Danke für den Tipp, Doc!


Ist das jetzt ein Test, ob Doc einen Zweitnick hat? Nur zur Klarstellung: Doc <> Dreispitz.
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Ansonsten hat mich die Doku sehr berührt. Man hat gesehen, dass man viele Leute dort nicht nur mit Geld und Chancen retten kann. Das hat man auch an Silke (?) gesehen, die sich zuerst über einen ALG2-Antrag freut und dann zerreißt. Das sind m.E. kranke Leute (Alkoholabusus, psychische Erkrankungen etc), die man vielleicht nur ganzheitlich "behandeln" kann. Wie dem auch sei, z.B. die Unterbringung der Familie Kallenbach wird nicht dem Anspruch eines Sozialstaates gerecht. Kein Bad, keine richtige Heizung, kein Warmwasser aus dem Hahn. Unfassbar.



Im Hinterkopf hatte ich dann die ganze Zeit noch die "KL hat kein Geld, aber hat ein WM-Stadion am Bein"-Geschichte.
 
Wer die Doku verpasst hat ...




edit Dr.BETZE:




link entfernt, weil er nicht funktioniert, man landete auf rt.de




 




 
 
Ist das jetzt ein Test, ob Doc einen Zweitnick hat?
war einfach nur schneller mit dem tv-tipp
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schnell kanns auch passieren, dass man so abrutscht. frau weg, arbeit weg, vielleicht noch eine krankheit und der alkohol macht dann den rest.
 
war einfach nur schneller mit dem tv-tipp
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Tatsächlich, deinen Tipp habe ich gar nicht gesehen.




schnell kanns auch passieren, dass man so abrutscht. frau weg, arbeit weg, vielleicht noch eine krankheit und der alkohol macht dann den rest.
Das war auch interessant, die Leute, die in den Kalkofen abgerutscht sind und nicht dort geboren wurden, waren in der Doku oft etwas gepflegter. Wenn man mal von Ilse absieht, aber die war schon von kleinauf darauf getrimmt, ihren Vater zu Strukturen zu motivieren.
 
Ich glaube es ist fast unmöglich vom Staat aus da zu helfen. Die hätten ja Anspruch auf Kindergeld, ALG2, Wohnung, usw. Auch Eingliederung, Kostenloses Essen, Weiterbildung wird gefördert.



Aber aus den verschiedensten Gründen geht es dann doch schief. Alkohol, Unzuverlässigkeit, Antriebslosigkeit, usw. machen alle Bemühungen zu Nichte.



Die eine zerreißt den Antrag und geht lieber klauen. Der nächste säuft sich am Tag vor Arbeitsbeginn ins Koma. Der wäre sogar noch abgeholt worden von einer ehrenamtlichen Helferin.



In betreutes Wohnen wollen sie nicht wegen Stolz, Alkohol oder Haustieren.



Jeder aus dem Bericht bräuchte Betreuung Rund um die Uhr, damit sie keine Dummheiten anstellen.



Ich arbeite hin und wieder auch ehrenamtlich im sozialen Bereich. Es ist halt auch immer ein Schlag ins Gesicht, wenn man sieht, dass alle Mühe vergebens ist.
 
Wir müssen nicht über die grundsätzliche Notwendigkeit reden, dabei geb ich dir recht. Aber wer soll denn das alles bezahlen? Teilweise ist das durch die Jobcenter im Fallmanagement oder Organisationen wie die Caritas, Pro Familia oder den Jugendmigrationsdienst ja möglich, bzw. im Angebot. Im Endeffekt scheitern solche Fälle allerdings meist beim Thema Motivation. Die Menschen leben ja mittlerweile bereits in der 2. oder 3. Generation genau so und leben das nach, was ihre Eltern Ihnen vorgelebt haben. Das zu durchbrechen ist durch Externe Organisationen fast unmöglich.


Ist sicherlich ein großer Teil "Teufelskreis". Das ist also ein hoch komplexes Problem, das nicht einfach so gelöst werden kann - schon gar nicht mit Geld alleine. Aber das Argument Geld kann ich, selbst wenn ich nur Laie bin, auch nicht mehr hören. Ich frage mich schon, ob das nicht mehr Organisationssache denn Geldfrage ist. Allein das Ende der Doku hat ja gezeigt, dass es zuvor ehrenamtliche, dann bezahlte Helfer/Helferinnen gibt, die etwas gegen diese Ausweglosig- und Hilflosigkeit tun können. Interessant, dass es dabei um Flüchtlinge ging im arbeits- und sozialpädagogischen Zentrum Kaiserslautern. Würde mich interessieren, wie es mit der konkreten Hilfe dieses Zentrums für alle anderen aussieht - weiß das jemand?



Gut, dass das Flüchtlingsthema in der Doku an sich auch nicht so hochgehocht wurde. Angeklungen sind dennoch einige Probleme und Unklarheiten (z.B. über Renovierung und Einrichtung der jew. Wohnungen, mit Dusche/ohne Dusche), wenn auch relativ deutlich wurde, dass eben das hochgeschaukelte Thema Fremdenfeindlichkeit eben keine Rolle spielt. Das hat der "Joe" (?) in der Doku sehr gut beschrieben, man habe höchstens Kommunikationsprobleme, gleichzeitig bräuchten die Flüchtlinge Hilfe, die ihnen auch gegönnt wird (Word!), stellt gleichzeitig aber schon die Frage, warum erst dann in Wohnungen, Duschen etc. investiert wird...




[...] Jeder aus dem Bericht bräuchte Betreuung Rund um die Uhr, damit sie keine Dummheiten anstellen.


Ja, das denke ich auch, zumindest über eine längere (Anfangs-) Zeit. Ist doch aber gut möglich, dass man mit aufgewandter Kohle, Arbeit und Zeit einzelne erreicht und diese aus dem Teufelskreis herausholt. Mit ablösender Begleitung hin zu mehr Selbstständigkeit und Eigenverantwortung würden irgendwann einige sicher um einiges mehr zurückgeben können. Das ist ja nicht mal undenkbar, geht aber eben nicht nur mit ehrenamtlich Tätigen oder guten Seelen im Block... oder?




Ich arbeite hin und wieder auch ehrenamtlich im sozialen Bereich. Es ist halt auch immer ein Schlag ins Gesicht, wenn man sieht, dass alle Mühe vergebens ist.


Ja, ich kenne das Gefühl auch, sehe aber, ähnlich wie die ehrenamtliche Helferin in der Doku, nicht alles ausweglos. Du kannst nicht alle retten, aber solange du manche erreichst und ihnen helfen kannst, ist es das schon wert. Und man hat ja gesehen, wie viele Kleinigkeiten wie ein Anruf, ein Brötchen, ein Besuch etc. schon helfen - neben professioneller Stützen. Was fehlt, ist die Langfristigkeit.
 
Das Jugendamt hatte vor ein paar Jahren ein Büro im Kalkofen, es dann aber wieder nach einigen Monaten resignierend geschlossen. Ich habe beruflich hin und wieder mit Menschen von dort zu tun, bisher ist mir keiner begegnet der Hilfe von aussen angenommen hätte. Wenn es Probleme oder Hilfebedarf gibt, wird das intern geregelt.

Dass dieser Brennpunkt seit 100 Jahren größtenteils aus den gleichen Familien besteht ist kein Zufall.

Dass auf Facebook in verschiedenen Gruppen nun direkt das Thema Asylanten und die ach so armen Deutschen hochkocht war leider absehbar.
 
Erschüttert hat mich auch Äntony, mit 'Ä', der Zustand vom Bad in der alten Wohnung, die derbe Sauferei (12 Flaschen Öttinger auf dem Tisch und dann wird über Charlies Shit-Problem geredet) aber ich hab in meinem Zivijob auch schon schlimmeres gesehn. Ich tendier deshalb ganz leicht dazu dass es für die Kinder besser ist bei ihren Eltern zu bleiben (aber mit staatl. Unterstützung und Kontrolle) anstatt sie in ein Heim zu stecken.

Die Dauergäste vom Kaiserbrunnen hab ich auch schon gesehn, der mit der gebrochenen Nase wurde gestern ja nur von seiner schönsten Seite gezeigt. Dass der John dann wieder Platte machen ist, das kriegt man aus den Leuten auch nicht mehr raus.
 
Dass auf Facebook in verschiedenen Gruppen nun direkt das Thema Asylanten und die ach so armen Deutschen hochkocht war leider absehbar.
und "unsere" politiker hatten wieder mal keinen arsch in der hose dazu stellung zu nehmen aber hauptsache das band des neuen einkaufzentrums durchschneiden...

toll fand ich, dass Joe (?) keinen hass auf die flüchtlinge hatte, weil deren wohnungen renoviert wurde und die eigenen nicht, sondern auch der politik den schwarzen peter zuschob.
 
toll fand ich, dass Joe (?) keinen hass auf die flüchtlinge hatte, weil deren wohnungen renoviert wurde, sondern auch der politik den schwarzen peter zuschob.
Es heißt ja das KL die höchstverschuldete Stadt Deutschlands ist, da kann man sich ja denken woran's liegt.
 
Meiner Meinung nach wird hier zu oft nach Hilfe vom Staat und der Politik gerufen. Aber nur von außenstehenden. Die Leute dort wollen aber diese Hilfe von außen gar nicht. Am meisten kann man helfen mit ehrenamtlicher Tätigkeit. Ich kann jedem raten selbst mal was in der Richtung zu tun. In Lautern gibt es viele Möglichkeiten dazu. Diese Hilfe wird auch gerne angenommen. Zumindest von einigen. Andere lehnen sogar das ab.
 
Strom ist da. Nur haben viele nicht angemeldet, weil man für das Geld ja Alkohol bekommt. Mit Gas wäre es das gleiche. Jeder hätte ja die Möglichkeit für eine normale Sozialwohnung mit Heizung. Aber manche wollen das nun mal nicht. Es gibt Leute, die schlafen sogar lieber unter einer Brücke als in einer Wohnung. Die kann man auch nicht in irgend einen normalen Wohnblock stecken, weil sie im Suff dann Lagerfeuer im Wohnzimmer machen und ähnliche tolle Ideen haben. Alles schon gesehen.
 
Strom ist da. Nur haben viele nicht angemeldet, weil man für das Geld ja Alkohol bekommt. Mit Gas wäre es das gleiche. Jeder hätte ja die Möglichkeit für eine normale Sozialwohnung mit Heizung. Aber manche wollen das nun mal nicht. Es gibt Leute, die schlafen sogar lieber unter einer Brücke als in einer Wohnung. Die kann man auch nicht in irgend einen normalen Wohnblock stecken, weil sie im Suff dann Lagerfeuer im Wohnzimmer machen und ähnliche tolle Ideen haben. Alles schon gesehen.


Die Sauferei versteh ich vor allem nicht. Wenn die Angabe von 75 € Miete bzw. Nutzungsentgelt korrekt ist, dann bleiben einer Einzelperson ja noch über 300 € des Regelsatzes für Lebensmittel und Kleidung. Das müsste an sich ausreichen, um ohne Alkoholismus und Kettenraucherei einigermaßen satt zu werden.



Ich kann wirklich nicht nachvollziehen, wie man tatsächlich lieber Bier kauft anstatt etwas zu Essen. Der eine ("Joe" glaube ich) geht ja zu den Maltesern und sagt er hätte noch nichts gegessen. Für die 10 Bier beim Ilse vorher reichts aber anscheinend. Das sind dann so Sachen, wofür mir das Verständnis wirklich fehlt.
 
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