Aus dem sportmedienblog:
Der Verkaufsprospekt zur PREMIERE-Kapitalerhöhung ist inzwischen online verfügbar. Da dieser 375 Seiten umfasst, habe ich mir mal die Mühe gemacht, die interessanten Details hier gesondert aufzuführen und eine kurze Einschätzung dazu abzugeben. Zum Teil findet sich hier ein kleiner Einblick in die Zukunft des Pay-TV-Veranstalters.
Mit der Umsetzung ihres Restrukturierungsplans beabsichtigt Premiere, ihr Pay-TV-Angebot auszubauen, insbesondere durch die Einführung von drei oder mehr zusätzlichen HDTV-Kanälen. Premiere möchte diese Kanäle über Satellit sowie alle großen Kabelnetze senden, sobald dafür eine ausreichende Bandbreite zur Verfügung steht.
PREMIERE verfügt, so die Pressemitteilung von SES, auf der Astra-Satposition 19.2°E ab sofort über zwei volle Transponder, auf denen bis zu acht Sender in HDTV-Qualität aufgeschaltet werden könnte. Blickt man nach Großbritannien und Italien, so sieht man, dass dort zwischen drei und vier HD-Sender pro Transponder verbreitet werden. Dies deckt sich mit der Ausstrahlungspolitik bei PREMIERE.
Interessant hier, dass PREMIERE auch in Zukunft plant, die Kabelkunden mit allen Sendern zu versorgen - mit der Einschränkung, dass die entsprechende Bandbreite zur Verfügung steht. Vor allem wird hier wohl in Zukunft aber keine Rücksicht mehr auf die Kabelnetze genommen, dieser Fußfessel entledigt man sich offenbar. Der Programmausbau wird über Satellit auf jeden Fall vorgenommen, anders als unter Kofler ist die Homogenität des Angebots auf allen Verbreitungswegen nicht mehr conditio sine qua non. Man erwartet gar Probleme bei der kompletten Verbreitung über Kabel.
Es ist zu erwarten, dass nicht alle neuen Kanäle über die Kabelnetzwerke der verschiedenen Betreiber übertragen werden können, weil ihre jeweilige Bandbreite beschränkt ist.
Zum neuen Abomodell findet sich im Prospekt folgendes:
Das Modell sieht vor, dass neuen Abonnenten angeboten wird, ein Basispaket zu abonnieren, das ähnlich wie das derzeitige Paket Premiere Familie gestaltet ist, jedoch verschiedene zusätzliche Sender enthält, die die Vielfalt des Programmangebots von Premiere widerspiegeln.
Im Basispaket wird also auch definitiv ein Ausbau vorgenommen. Es bleibt wie erwartet nicht beim jetzigen Umfang des Familienpakets.
Über die Premiumpakete:
Premium-Pakete wie die deutsche Fußball-Bundesliga oder das Filmpaket sollen nur
noch gemeinsam mit dem Basispaket erhältlich sein.
Es mag eine Spitzfindigkeit sein, aber ich lese hier heraus, dass es in Zukunft nur noch ein Sportpaket geben wird. Aber viel interessanter ist, wie man mit den Bestandskunden umgehen wird:
Den bestehenden Abonnenten soll ein neues Abonnement auf der Grundlage der geänderten Paket- und Preisstruktur angeboten werden.
Alle bisherigen Kunden sollen also in die neue Struktur überführt werden, wobei man unter dem Strich mit höheren Kosten für bisherige “Premium only” Kunden erwartet, jedoch durch den Programmausbau wenig Kundenabfluss erwartet.
Später geht man hierauf auch in den möglichen Risiken ein:
Aufgrund einschlägiger Gerichtsurteile sind einschneidende Änderungen der Paket- und Preisstruktur in laufenden Verträgen nicht möglich.
Es bestätigt sich also, dass PREMIERE solch tiefgreifende Änderungen in der Abostruktur vornehmen wird, dass sämtliche Bestandskunden ein - wie es der Volksmund nennt - Sonderkündigungsrecht eingeräumt werden muss. Jedoch will man den Bestandskunden “Anreize” bieten in die neue Struktur zu wechseln (S. 104).
Im Wholesale-Geschäft (also in Fällen, in denen nicht PREMIERE, sondern der Netzbetreiber Vertragspartner des Kunden ist) gibt es laut Prospekt die Einschränkung, dass manche Verträge hier noch bis nach dem Relaunch laufen bzw. verlängert werden könnten, weshalb man hier möglicherweise das Buy-Through-Modell nicht vollkommen durchsetzen könne.
Auch zur kommenden Bezeichnung des Unternehmens gibt es eine Äußerung.
Premiere hat im Januar 2009 ein Marktforschungsgutachten zur Überprüfung ihrer Markenstrategie, einschließlich der verwendeten Marken und der Bezeichnung der von Premiere ausgestrahlten Sender, in Auftrag gegeben. Im Hinblick auf die künftige Markenstrategie von Premiere wurden bis jetzt noch keine endgültigen Entscheidungen getroffen. Es besteht allerdings die Möglichkeit, dass Premiere die Nutzung des Markenzeichens PREMIERE einstellen wird.
Glaubt man den Gerüchten, ist eine Umbenennung in SKY zum Sommer sehr wahrscheinlich.
Dies ginge wohl auch einher mit der Einführung neuer, einheitlicher Receiver, die in Großbritannien und Italien als Skyboxen schon auf dem Markt sind. Ob die bisherigen Receiver dann - zumindest für eine Übergangszeit - weitergenutzt werden können, steht in den Sternen. Zumindest nennt der Prospekt eine interessante Zahl: 349 632 Receiver. Soviele Interaktiv-Receiver hatte PREMIERE zum Ende Februar 2009 noch im Lager stehen.
Das Customer Relationship Management-System, kurz CRM, bezeichnet man im Prospekt als “einen erheblichen Modernisierungsbedarf” aufweisend. Dieses soll ab Juni 2009 von Sky Italia im Namen von PREMIERE übernommen werden.
Ein kleines Detail am Rande zu drei Spartensendern: Laut Prospekt besitzt man exklusive Satelliten-Rechte an den Sendern Disney Channel, Fox und TNT Serie. Diese Sender wären damit über Sat nur bei PREMIERE zu abonnieren. Was einem hierbei auffällt: Fox ist derzeit auch bei arenaSAT zu abonnieren. Ein weiteres Indiz, dass arenaSAT kurzfristig den Betrieb einstellen könnte, sobald die Bundesliga-Rechte auslaufen.
Quelle:
http://sportmedienblog.de/2009/04/07/ein-paar-details-zum-premiere-relaunch/http://sportmedienblog.de/2009/04/07/ein-paar-details-zum-premiere-relaunch/
Mal abwarten was sich noch so alles ändert (mal wieder
)