[9. Spieltag 22/23] 1. FC Heidenheim - 1. FC Kaiserslautern 2:2 (2:1)

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In der 41 Spielminute folgte dann eine Szene aus dem fußballerischen Kuriositätenkabinett. Der 1. FC Kaiserslautern erhielt einen Einwurf in der Gästehälfte. Erik Durm warf den Ball zum unbedrängten Ritter, der theoretisch alle Möglichkeiten zur weiteren Ballverarbeitung hatte. Leider entschied sich der 27-jährige Spielmacher aber für die denkbar schlechteste Option und schlug den Ball blindlings mit einem hohen und weiten Pass zurück in die eigenen Abwehrreihen, wo sich der Mittelfeldspieler dem Anschein nach darauf verließ, dass er dort am sichersten aufgehoben wäre. Ritter aber hatte die Rechnung ohne die aufgerückte Hintermannschaft des 1. FCK gemacht, die sich in dieser Szene bereits kurz vor der Mittellinie befand und den eigenen Gefahrenbereich nicht mehr absicherte. Der Ball sprang in ca. 25-30m Torentfernung einmal auf, Andreas Luthe war in der Zwischenzeit aus dem Kasten vor den eigenen Strafraum gelaufen, schätzte die Situation und die Flugkurve des Spielgeräts aber vollkommen falsch ein. Beste blitzte dazwischen, wurde aber von Luthe, der den Ball danach sogar noch regelkonform mit der Brust stoppte, in der Situation am Fuß getroffen und blieb liegen. Die Heidenheimer spielten weiter, schlugen allerdings kein Kapital aus dem Vorteil und spielten den Ball zur Behandlungspause von Beste ins Seitenaus.

Schiedsrichter Reichel bewertete das Foulspiel von Luthe zunächst nicht und schaute sich die Szene an der Seitenlinie über den VAR noch einmal an. Seine Entscheidung: Luthe verhinderte eine klare Torchance, der Keeper der roten Teufel wurde mit einer roten Karte vorzeitig zum Duschen geschickt. Da der Schiri das Foulspiel von Luthe in Realgeschwindigkeit nicht registriert hatte, entschied der Unparteiische nach Sichtung der Videobilder zusätzlich noch auf Freistoß Heidenheim in zentraler, unmittelbarer Nähe des Gästestrafraums. Dirk Schuster nahm unmittelbar nach dem Platzverweis von Luthe Offensivspieler Klement vom Feld und wechselte Ersatztorhüter Avdo Spahic ein. Der 1. FCK musste die letzten fünfzig Minuten der Partie in Unterzahl bestreiten.

Undankbarer kann ein Start für einen Ersatz-Torhüter wohl nicht ausfallen. Während sich Spahic noch auf der Suche nach einer guten Position auf der Linie befand und seine Mauer dirigierte, um den Freistoß der Hausherren abzuwehren, schlug die Kugel schon unhaltbar für den 25-jährigen hinter ihm ein. Rechtsverteidiger Marnon Busch hatte die Verantwortung für den FCH übernommen und den Ball mit einem schön-gezirkelten Freistoß aus zentraler Position rund 22 Meter vor dem Tor über die FCK-Mauer ins Netz gehoben. Mit dem daraus resultierenden 2:1 ging es für beide Teams in die Kabinen.

2. Halbzeit

FCK-Coach Schuster veränderte die taktische Ausrichtung seiner Mannschaft in der Halbzeitpause auf ein 4-4-1. Die zweite Halbzeit begann mit einem Angriff der Hausherren. Mittelstürmer Kleindienst versuchte Beste im Strafraum in Szene zu setzen, der rutschte allerdings am Ball vorbei und die Chance verpuffte. Während der personell dezimierte 1. FCK abwartete und auf sich ergebende Lücken oder Kontersituationen lauerte, erhöhte Heidenheim den Druck. Erneut war es Kleindienst der knapp fünf Minuten nach Wiederanpfiff völlig frei am Lautrer Strafraum auftauchte, bevor Kraus dem Angreifer aus Heidenheim den Ball in letzter Sekunde noch vom Fuß spitzelte. Kurze Zeit danach brachte Beste einen Eckball auf den Kopf von Schöppner – sein Abschluss flog nur knapp über die Latte des FCK-Gehäuses.

In der 60 Spielminute belohnte sich der 1. FCK auf der anderen Seite zum zweiten Mal an diesem Tag. Tomiak fing einen Ball in der eigenen Hälfte gut ab und bediente Ritter der mit dem Ball am Fuß schnell das Mittelfeld überbrückte. Eine aufgerückte Heidenheimer Mannschaft war für einen Moment unsortiert, Ritter spielte den Ball an der linken Spielfeldseite auf Redondo ab, der den Ball erneut in den Lauf von Ritter durchsteckte, der seinen zwei Gegenspielern bereits entlaufen war. Redondo wurde in der Szene unsanft von Busch gelegt, Schiedsrichter Reichel entschied aber richtigerweise auf Vorteil und ließ die Szene zunächst weiterlaufen. Ritter drang aus halblinker Position in den Strafraum ein und spielte einen schönen Querpass auf den mitgelaufenen Boyd, der sich im Fünfmeterraum ungedeckt nicht zweimal bitten ließ und die Kugel aus kurzer Distanz über die Linie schob. Der 2:2-Ausgleich in Unterzahl für den 1. FCK, der die mitgereisten 1.500 Lautrer auf der Tribüne jubeln ließ. Busch erhielt für sein Foulspiel an Redondo im Anschluss noch die gelbe Karte.

Die Heidenheimer haderten mit dem unerwarteten Ausgleich der Gäste, die sich zwar danach wieder einigelten aber selbst mit einem Mann weniger auf dem Spielfeld immer wieder Nadelstiche nach vorne setzten. Wieder war es Terrence Boyd der nach 65 Spielminuten an der oberen Ecke des Strafraums gefunden wurde, sein Schussversuch flog allerdings über das Tor hinweg. Frank Schmidts Team fand weder Räume und gegen eine kompakt-stehende Lautrer Abwehrkette noch konnten Sprints in die Tiefe die Gästeabwehr aus der Reserve locken. Der 1. FCH verlegte seine Taktik nun auf lange Bälle, die allerdings von der Defensive der roten Teufel ebenso ausnahmslos abgewehrt wurden. Zudem zeigte sich der FCK clever – u.a. stoppte Julian Niehues seinen Gegenspieler Schöppner im Mittelfeld und unterband so eine schnelle Umschaltsituation der Hausherren. Auch Niehues wurde mit einer gelben Karte verwarnt und kurze Zeit später für Hikmet Cifti ausgewechselt.

Heidenheim hatte in Überzahl nun etwas mehr vom Spiel, aber Schmidts Mannschaft wirkte in ihren Situationen weiterhin oft harmlos. Mittlerweile waren auf Seiten der Hausherren u.a. Mittelfeldspieler Dzenis Burnic und Ex-FCK-Stürmer Christian Kühlwetter in die Partie gekommen. Die Abschlüsse, die vom 1. FCH auf das Tor der Lautrer kamen, wurden vom hellwachen und souveränen Avdo Spahic vereitelt, der ein tolles Spiel für den 1. FCK nach seinem Kaltstart von der Bank zeigte und die Heidenheimer oftmals durch seine Paraden verzweifeln ließ. Der 1. FCK hingegen verkaufte sich mit zunehmender Spielzeit immer besser, so dass man sich irgendwann zwangsläufig die Frage stellte welche Mannschaft hier überhaupt in Unterzahl spielte. Allein Terrence Boyd machte am gegnerischen Strafraum immer wieder Bälle fest und holte weitere Ecken für seine Mannschaft heraus. Ciftci und Redondo tricksten mit einem simplen Doppelpass die Heidenheimer-Abwehr aus, in letzter Sekunde wurde der eingewechselte Mittelfeldspieler des 1. FCK noch vor seinem Torabschluss abgegrätscht. Zu diesem Zeitpunkt lief bereits die 84 Spielminute.

Die beste Torchance auf Seiten des 1. FCH fiel kurz vor dem Abpfiff dem eingewechselten Kühlwetter vor die Füße. Der Mittelstürmer kam im Strafraum der Gäste aus ca. 5-10m Torentfernung nach einem Schuss aus der Drehung in eine gute Abschlussposition – sein wuchtiger, aber unplatzierter Schuss an den kurzen Pfosten prallte allerdings erneut am aufmerksamen Spahic ab, der in der zweiten Halbzeit immer mehr zum gefühlten Matchwinner der Gäste avancierte. Der Frust der Heidenheimer zeigte sich dann noch einmal in den Schlusssekunden als zuerst Marlon Ritter im Mittelfeld rüde von den Beinen geholt wurde und Kühlwetter im Anschluss mit Spahic im Strafraum aneinandergeriet, weil der FCK-Keeper das Spiel für die Wahrnehmung des Heidenheimer Angreifers zu sehr verzögerte bzw. einen Torhüterball zu langsam aufnahm.

Danach passierte auf beiden Seiten allerdings nichts mehr und die Partie endete mit einem 2:2, bei dem der 1. FCK durch die Tatsache mehr als eine Halbzeit in personeller Unterzahl spielen zu müssen, den Rasen schon wie ein gefühlter Gewinner verließ und in der Schlussphase dem Sieg sogar näher war als die Gastgeber. Auch FCK-Chefcoach Dirk Schuster zeigte sich auf der anschließenden Pressekonferenz hochzufrieden mit dem Auftritt seiner Mannen und lobte erneut die riesige Mentalität, die Moral und das Herz, dass in seiner Mannschaft steckt. „Ich denke wir nehmen hier einen verdienten Punkt mit und der fühlt sich richtig gut an“, resümierte der Trainer der roten Teufel hochzufrieden vor den anwesenden Medienvertretern.

Fazit:

So schön sich dieser Punktgewinn bei einer Spitzenmannschaft der 2. Liga auch anfühlt. Der 1. FCK musste auch im Spiel in Heidenheim weiterhin einen extremen Aufwand betreiben, um am Ende wenigstens einen Punkt mit in die Pfalz zu nehmen. Mehr noch standen sich die Lautrer bei den Gegentoren wieder selbst im eigenen Weg und wenn die individuelle Fehlerquote der FCK-Spieler nicht wäre, stünden höchstwahrscheinlich noch ein paar Zähler mehr nach den bisherigen neun Spieltagen auf dem eigenen Konto.

Zieht man die öffentlichen Aussagen der Verantwortlichen und der Akteure im Nachgang der Spiele als Bewertungsgrundlage heran, ist es indessen positiv zu registrieren, dass man sich auch von offizieller Seite durchaus lernwillig zeigt und an diesen Punkten weiterhin arbeiten möchte. Dafür hat der 1. FCK jetzt in der 14-tägigen Länderspielpause ausreichend Zeit, bevor man Anfang Oktober im Heimspiel (So. 02.10 – Anstoß 13:30 Uhr) die Mitaufsteigermannschaft aus Braunschweig zum Heimspiel im Fritz-Walter-Stadion empfängt.
 
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Ich finde die Situation mit der roten Karten schlimm, bei nem >Elfer bekommst nur gelb, wir bekommen rot und ein Gegentor, also doppelt und dreifach bestraft
 
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