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Die knapp 400 km lange Anreise an die Donau zum Duell gegen den aktuellen Tabellenletzten vom SSV Jahn Regensburg ist aus Sicht des 1. FC Kaiserslautern und den über 3.000 mitgereisten FCK-Fans aus der Heimat schnell erzählt. Gegen das Schlusslicht im aktuellen Tableau sollte der pfälzische Traditionsverein am Ende der neunzig Spielminuten nicht über eine schiedlich-friedliche Punkteteilung (0:0) hinauskommen.
Die Hausherren aus Ostbayern, die mit insgesamt 16 Gegentoren vor dem Anpfiff die berühmte „Schießbude“ der 2. Liga darstellten und im Vorfeld der Partie mit einigen herben Personalausfällen im Abwehrverbund zu kämpfen hatten, empfingen die Lautrer im heimischen Jahnstadion mit einer Dreier-/ respektive Fünferkette. Jahn-Coach Joe Enochs sah sich zu dieser Maßnahme schon aus dem Grunde gezwungen, da der SSV vor dem Anpfiff der Partie gegen die roten Teufel am vergangenen Samstagnachmittag alleine aus den letzten drei Ligapflichtspielen ein Torverhältnis von 0:12 verdauen musste und deshalb seinen primären Fokus auf eine stabilere Defensive legen wollte.
Wie die Partie verlaufen wäre, wenn eine der wenigen, sich bietenden Torgelegenheiten für die Gäste direkt kurz nach dem Anpfiff durch Top-Stürmer Ragnar Ache bereits den Weg ins Tor des SSV gefunden hätte, ist im Nachgang müßig – Fakt ist, dass der torgefährlichste Angreifer der roten Teufel nach Steckpass von Jan Gyamerah in den rechten Bereich des Strafraums nach seinem Abschluss in Regensburg-Keeper Felix Gebhardt seinen Meister fand. Nichts mit dem erhofften, frühen „Dosenöffner“ aus Sicht der Rot-Weiß-Roten - gespielt war zu diesem Zeitpunkt erst die zweite Spielminute.
Im Anschluss an diese Szene waren die Lautrer zwar optisch überlegen und sammelten im weiteren Spielverlauf z.T. einen Ballbesitzanteil von über 80%, zwingende Torgelegenheiten suchte die Mannschaft von FCK-Chefcoach Markus Anfang aus dem Spiel heraus aber zum Großteil vergeblich. Dass die beste Gelegenheit auf einen möglichen Führungstreffer nach rund einer Viertelstunde Spielzeit FCK-Mannschaftskapitän Marlon Ritter vorbehalten war - der aus zentraler Position aus knapp 25 Metern einen Freistoß auf das Gehäuse des Jahn servieren durfte - am Ende aus einem ruhenden Ball bzw. einer Standardsituation resultierte, sprach bereits zu diesem frühen Zeitpunkt der Partie schon gewisse Bände - der aufmerksame Torhüter aus Regensburg fischte auch diesen dankbaren Ball von der Linie.
Der Jahn hingegen meldete sich kurze Zeit später zum ersten Mal etwas gefährlicher vor dem Tor der Gäste an – Nach schönem Zuspiel von Ex-FCK-Spieler Christian Kühlwetter an den Rückraum des Strafraums, vergab Jahn-Spielmacher Christian Viet die bis dato beste Torgelegenheit für die Hausherren, sein Schlenzer von der mittigen Kante des Sechszehners flog ca. einen Meter über die Querlatte des Gehäuses von FCK-Keeper Julian Krahl hinweg.
Die nachfolgende Spielzeit verstrich hingegen auf beiden Seiten ohne weitere Höhepunkte – Marlon Ritter zwang Keeper Gebhardt nach rund 35. Minuten erneut zentral aus rund 25 Metern Torentfernung zu einer Parade, den Nachschuss setzte Ragnar Ache im Anschluss aber deutlich rechts daneben, so wirklich zwingend und hochkarätig sollte auch dieser Versuch der Gäste nicht sein, um zum gewünschten Torerfolg zu kommen.
Bis zum Halbzeitpfiff hatte der FCK nahezu 350 Pässe gespielt (Regensburg 100), gegen die tief-stehende 5-4-1-Grundordnung des SSV entsprachen diese Zuspiele aber zumeist einem ertragslosen und uninspirierten Ball-hin-und-her-Geschiebe in der eigenen Abwehr der roten Teufel. Nach dem Schlusspfiff und ohne dem Endergebnis in irgendeiner Art vorzugreifen, war es auf Seiten der Lautrer jedenfalls die letzte Defensivachse um Erik Wekesser, Jannis Heuer, Jan Elvedi und Jan Gyamerah, die an diesem Tag den Löwenanteil aller „gelungenen“ FCK-Zuspiele untereinander verbuchen durften.
Nach dem fünfzehn-minütigen Pausentee war es dann erneut Ragnar Ache, der für die Pfälzer die bis zu diesem Zeitpunkt beste Torgelegenheit ungenutzt ließ und den fast perfekten Start in die zweiten fünfundvierzig Spielminuten für seine Mannschaft eingeleitet hätte.
In der 47. Spielminute landete der Ball zentral vor den Füßen des FCK-Angreifers am gegnerischen Strafraum, sein Schuss mit seinem starken rechten Fuß klatschte aber nur an den rechten Innenpfosten und von dort wieder aus dem Tor heraus. Auch eine weitere gute Gelegenheit für die Lautrer verstrich wenige Minuten später ungenutzt - der für den kurzfristig angeschlagenen Aaron Opoku (Adduktorenprobleme) in die Startelf gerutschte Dickson Abiama kam nach einer FCK-Ecke im Strafraumgetümmel zum Kopfball – sein etwas unkonventioneller Torabschluss wurde vom mit zurückgeeilten Viet allerdings in letzter Sekunde mit dem Knie auf der Linie geklärt - Ein Tor-Auftakt nach Maß war den Betzebuwe somit leider auch in der zweiten Spielhälfte vergönnt geblieben.
Auf der anderen Seite folgte dann hingegen der eigene Schreckmomemt für die roten Teufel, der den Spielverlauf in der 50. Minute fast komplett auf den Kopf gestellt hätte. Nach Eckball Geipl landete der Ball bei Kühlwetter auf der Stirn, der allerdings vollkommen überrascht nicht mehr die Chance hatte, das Spielgerät platziert auf den Kasten von Julian Krahl zu bringen – sein Instinkt-Kopfball aus kürzester Torentfernung flog dennoch satt gegen den Querbalken und bescherte dem FCK-Tross dadurch selbst einen „Heart-stopping-Moment“.
Eine undurchsichtige Szene am gegnerischen Strafraum später wiederum brachte dann ebenfalls keinen Torerfolg für die Pfälzer – Nach halbhoher Ritter-Flanke von rechts in Richtung Ache, kam der FCK-Stürmer nicht mehr entscheidend zum Torabschluss – da der Ball aber weiterhin durch den Strafraum des Jahn kullerte, entwickelte sich direkt im Anschluss eine wilde Szene zentral vor dem Tor des SSV, in der gleich mehrere Spieler beider Seiten wenige Meter vor dem Kasten sekundenlang um das Spielgerät kämpften. Am Ende konnte der Jahn allerdings klären und die Situation mit einem Befreiungsschlag entschärfen.
Mit zunehmender Spielzeit kamen die Regensburger zwar nun selbst etwas besser in die Partie, die notwendige Konsequenz vor dem gegnerischen Tor und die berühmte Gier auf den Führungstreffer suchte man allerdings auch auf Seiten der Jahnelf vergeblich. Der FCK hingegen versuchte durch drei Einwechslungen in Form von Philipp Klement (für Jan Elvedi 71‘), Sommer-Neuzugang Daisuke Yokota (für Richmond Tachie 71‘) und Mittelstürmer Jannik Mause (für Dickson Abiama 80‘) noch einmal für so etwas wie eine letzte Schlussoffensive zu sorgen, aber auch diese drei Hereinnahmen verpufften an diesem Tag mehr oder weniger wirkungslos – die beste Torchance vergab hierbei der eingewechselte Mause, der sich rund drei Minuten vor dem Abpfiff auf dem linken Offensivflügel mit einer cleveren Körpertäuschung gegen zwei Gegenspieler durchsetze, den Ball aber im Anschluss im Strafraum aus rund 5-8 Metern Torentfernung unplatziert links neben das Gehäuse setzte.
Diese Aktion sollte auch wenige Minuten später die letzte Spielsituation gewesen sein, bevor Schiedsrichter Max Burda offensichtlich ein Einsehen mit beiden Teams und den anwesenden knapp 14.500 Zuschauern im Jahnstadion hatte und die Partie nach rund 95. Spielminuten beendete. Auch wenn der zweite Spielabschnitt von beiden Mannschaften etwas besser verlief u. es im Gegensatz zur ersten Halbzeit zumindest einige Torraumszenen gab, hatten die drei Punkte am Ende keine der beiden Kontrahenten verdient.
Die Regensburger und allen voran Jahn-Coach Enochs zeigten sich im Anschluss der Partie mit der Zählerteilung nicht ganz so unzufrieden. Nach der Flut der Gegentreffer aus den letzten Wochen, verbuchte man die „stehende Null“ in der eigenen Abwehr jedenfalls am Ende des Spieltags als kleinen Teilerfolg, auch wenn der Liganeuling nach dem Remis gegen den FCK weiterhin auf den zweiten Saisonsieg wartet um sich im Abstiegskampf etwas Luft zu verschaffen. Vier Punkte machen nach wie vor den letzten Tabellenplatz in Regensburg aus, den man sich aktuell nun allerdings mit der Braunschweiger-Eintracht teilt, die am vergangenen Freitagabend in Ulm mit einem 1:3 unter die sportlichen Räder kam.
Die Mannschaft vom Betzenberg hingegen muss sich nach dem vergangenen Wochenende in erster Linie wieder mit der unangenehmen Frage auseinandersetzen, warum man beim Spiel in Regensburg als in die Partie gegangener Favorit der Rolle ein weiteres Mal nicht gerecht werden konnte. FCK-Coach Markus Anfang verwies im Anschluss der Partie zwar auf die Spielstatistiken u. dass es daraus abgeleitet an diesem Tag eigentlich nur „einen verdienten Sieger hätte geben dürfen“, in der Praxis allerdings konnte seine Mannschaft gegen den Tabellenletzten und seine tiefstehende Grundordnung keine wirklichen Lösungen auf dem Spielfeld präsentieren.
Interessant ist hierbei insbesondere auch, dass sich die roten Teufel trotz den bereits angesprochenen Ballbesitzanteilen von 75-80% dem gegnerischen Strafraum neunmal annähern konnten, die Oberpfälzer mit ihren 20 bis 25 Prozent allerdings auch achtmal – was den Endstand der Partie noch knapper erscheinen lässt und den Eindruck verdeutlicht, dass es sich am Ende der neunzig Spielminuten auch statistisch um ein leistungsgerechtes Unentschieden handelte, was für den Anspruch einer etablierten Mannschaft im dritten Zweitligajahr in Folge gegen einen frischgebackenen Aufsteiger ein sicherlich nicht besonders zufriedenstellendes Ergebnis darstellen dürfte.
Am anstehenden 8. Spieltag gastiert der SSV Jahn Regensburg am kommenden Freitagabend (Anstoß 18:30 Uhr) beim aktuellen Tabellenfünften des SC Paderborn. Der 1. FC Kaiserslautern hingegen unternimmt einen Tag später die zweite Woche in Folge eine (kurze) Auswärtsfahrt – am Samstagnachmittag empfängt die SV Elversberg die roten Teufel zum Spiel in der heimischen „Ursapharm-Arena“ (Anstoß Sa, 05.10 – 13:00 Uhr).
Im Gegensatz zum 1. FC Kaiserslautern, die beim Tabellenletzten vom SSV Jahn Regensburg nicht über ein enttäuschendes Unentschieden hinauskamen, konnte der kommende FCK-Gegner aus Elversberg am zurückliegenden Spieltag sportlich absolut überzeugen. Beim Auswärtsspiel im Berliner-Olympiastadion bezwangen die „Elven“ unter der Leitung ihres langjährigen Cheftrainers Horst Steffen die 'alte Dame' von Hertha BSC am Ende mit einem beeindruckenden 4:1-Auswärtssieg.
Zweimal war es SVE-Mittelfeldspieler Semih Sahin per Elfmeter, einmal Mittelstürmer Luca Schnellbacher sowie Linksausen Muhammed Damar, die für die vier Treffer aus Elversberg verantwortlich waren, auf Seiten der Herthaner hatte Michaël Cuisance zwischenzeitlich den Anschlusstreffer zum 1:3 erzielt.
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