Ich finde das Verhalten von Frontzeck in der PK nicht optimal, aber verzeihlich, unschädlich und menschlich nachvollziehbar. Und ich glaube auch nicht, dass auch nur ein Investor nur wegen dieser Interviews abspringen wird - wenn, dann wär's so oder so nicht der richtige.
Zur PK selbst: erstmal ne überraschend angenehme Analyse vom Gästetrainer, hört man nach dem Auftritt des Heimtrainers in Zwickau durchaus gerne.
Frontzeck hat ein kurzes Statement abgegeben, verbunden mit der glasklaren Ansage, dass er niemanden ans Kreuz nagelt. Prompt kommt die Nachfrage vom Kicker, wie er denn die Gegentore gesehen hätte und wie bitter sich das anfühlen würde, dass es mal vorne klappt, aber dafür hinten vergeigt wird. Ich finde, dass man sich da nicht nur drüber unterhalten muss, wie man sich als Trainer zu benehmen hat, sondern auch darüber, ob man als Journalist nach der vorherigen Aussage des Trainers die Frage so stellen muss. Wenn sich Frontzeck intensiver mit den Gegentoren auseinandersetzen würde, liefe das darauf hinaus, Sievers deutlich zu kritiseren - was er nach seinen eigenen Worten gerade nicht öffentlich tun möchte. Kann mir keiner erzählen, dass ich als Journalist genau eine solche Antwort nicht erwarte. Dass das MF den Kamm schwellen lässt, war genauso klar.
Frontzeck hat klargestellt, dass er mit ihm nicht sprechen möchte - er ist weder verbal ausfällig geworden noch hat er nen Monolog über den Journalistenberuf gehalten. Er hat klar gesagt, er möchte sich mit ihm nicht über Fußball unterhalten. Ob man das auf "in diesem Leben nie mehr" ausdehnen muss, ist Geschmacksache, aber ich glaub, wir haben aktuell andere Sorgen. Der Kicker würde auch bei einer freundlichen Antwort von MF nicht plötzlich vom Heilsbringer sprechen - so be it.
Der schmale Grat zwischen Authentizität und professionellem Medienverhalten ist manchmal schmal - Frontzeck war hier vielleicht authentischer, als es gut für ihn persönlich ist, aber das ist ne Entscheidung, die in erster Linie er zu tragen hat. Er muss mit der Kritik dafür leben, er kriegt dafür in den sozialen Medien auf den Senkel. Wenn das das Ergebnis ist anstelle einer massiveren öffentlichen Kritik an Sievers, die ne (unnötige zusätzliche, weil intern bestimmt bereits vorhandene) Druckkulisse für den Jungen aufbaut, dann kann ich damit auch leben.