Bis zur 35. Minute hat mir der Auftritt gestern eigentlich sehr gut gefallen - wir hatten in dieser Saison definitiv schon schlechtere Halbzeiten (Fürth, Düsseldorf, St. Pauli).
Viel zugelassen haben wir in dieser Phase m.E. jedenfalls nicht und hatten sogar durch den Kopfball von Ritter mit die beste Torgelegenheit um das Spiel auf 1:0 zu stellen, ich glaube das hat auch der Kommentar auf Sport1 so bestätigt.
Bezeichnend dass das 1:0 dann ausgerechnet nach einer Ecke fällt, wobei ich dann allerdings auch nicht verstehe dass Zuck (1,76m) in dieser Situation dem 10cm größeren Stojilkovic zugeordnet ist. Ich habe gerade mal nachgeschaut, von der reinen Körpergröße der Lilien her betrachtet, war Stojilkovic gestern auf dem Platz die Nr. 3 (Zimmermann, Tietz, Stojilkovic), da hätte sich doch definitiv eine andere Personalzuordnung bei der Ausführung der Ecke angeboten, gerade wenn man weiß dass D98 hier eine der gefährlichsten Mannschaften nach ruhenden Bällen ist.
Die Entstehung zum 2:0 kurze Zeit später habe ich nicht mehr komplett auf dem Schirm, ich kann mich nur noch an den Steilpass von Tietz auf Stojilkovic erinnern und dass wir (entgegen der sehr eng gestaffelten Abwehrreihen aus HZ1) hinten viel zu hoch bzw. blank standen und Kraus dann unvorteilhaft ins 1:1 gehen musste. Standen wir so weit aufgerückt und haben im Mittelfeld im Aufbauspiel unnötig den Ball hergeschenkt dass so eine Situation überhaupt entstehen konnte?
Die verletzungsbedingte Auswechslung von Redondo hat unseren offensiven "Drive" auf der linken Seite natürlich vollkommen gekillt. Wenn man gesehen hat, wie sich Zimmermann gestern als IV immer wieder den Ball im Aufbauspiel bei Darmstadt geschnappt hat und z.T. bis zur Mittellinie laufen konnte, bevor er (ungestört) seinen Mitspieler durch einen Pass bedienen konnte, wäre wohl eine Einwechslung von Pferdelunge Hanslik, der genau diese Läufe zumindest versucht hätte zu stören, die deutlich bessere Wahl gewesen. Zolinski musste gestern nach seiner Einwechslung hingegen viel Kritik einstecken, aber er ruft eine so schlechte Leistung ja nicht mit Absicht ab, da sollten wir schon differenzieren. Er wäre auch nicht der erste Spieler, der nach einer schweren Verletzung einfach nicht mehr "der Alte" ist, wobei wir leider nicht das Glück hatten diesen überhaupt so richtig kennenzulernen, bis auf die gute erste halbe Stunde im ersten Saisonspiel gegen H96, wo glaube ich jeder von uns hier noch die Hoffnung hatte dass er nach seiner ansprechenden Vorstellung hier groß einschlagen kann.
Unser zentrales Mittelfeld gefällt mir seit der Neujustierung in der Winterpause gar nicht mehr. Dem "spielerisch-limitierten" Niehues, der in der Hinrunde aber mit die beste Entwicklung aller FCK-Profis genommen hat, wird Rapp vorgesetzt weil man die Mannschaft "fußballerisch nach vorne entwickeln" möchte. Die bisherigen Leistungen von ihm sprechen aber dabei nicht unbedingt die Sprache eines deutlichen Upgrades auf dieser Position - für mich persönlich sind seine Leistungen im nun schon sechsten Spiel für den 1. FCK weder Fisch noch Fleisch und ich würde (Stand heute) keine Berechtigung sehen dass man im kommenden Sommer die Ausstiegsklausel für ihn zieht.
Es gab gestern gerade in HZ1 sehr viele Situationen, in denen unsere zentrale Achse in der Rückwärtsbewegung einfach nicht vorhanden war, Rapp sich irgendwo in den Halbräumen(?) aufhielt und Darmstadt sich zentral hinter der Mittellinie völlig freistehend die Kugel zuschieben konnte. Genau diese Räume hat Niehues in der Hinrunde deutlich besser bespielt und war dort einfach präsent, während sein Nebenmann Ritter seinen "Freigeist" ausgelebt hat und sich ohnehin lieber in der Achterrolle des Box-to-Box-Spielers sieht und aufhält. Für diese defensive Absicherung scheint Rapp ggf. der falsche Spielertyp zu sein(?), wobei mich dann auch wie es
@Pattelinho gestern schon richtig erwähnt hat, generell interessieren würde für welche Art Spiel er dann im Generellen stehen würde?
Speaking of which - Klement hat gestern für mich eine der ansprechendsten Leistungen gezeigt, seit er hier bei uns ist. Er ist aber neben Ritter der zweite Spieler, der sich trotz einer Aufstellung auf der "Zehn" in der taktischen Aufstellung, deutlich lieber eine Position weiter zurückgezogen aufhält wo er das Spiel besser vor sich hat und die Bälle aus der Tiefe spielen kann. Wie viele Offensiv-Szenen gestern Opoku alleine hatte (der mir nebenbei gesagt richtig gut gefallen hat), ihm sich aber "auf der Zehn" oder durch einen nachrückenden Außenverteidiger einfach keine Anspielstationen boten um mal einen Doppelpass zu spielen oder ein offensives "Dreieck" aufzubauen, seinen Gegenspieler hinter die letzte Linie zu überlaufen oder mit einem Steckpass bedient zu werden. Was da möglich wäre wenn wir wirklich einen echten Spielmacher auf dem Platz hätten, Wahnsinn...
Ich finde schon dass man deutlich sieht dass man der Mannschaft eine andere/bessere Spielkultur vermitteln will und zum Glück sind wir mit unseren 39 Punkten auch in der Lage dies relativ ungefährdet ausprobieren zu dürfen, aber so richtig ausgegoren und zu Ende gedacht, wirkt das bis zum aktuellen Zeitpunkt mMn. noch nicht. Ich möchte beileibe nicht so weit gehen und behaupten dass man mutwillig versucht die Mannschaft ihrer eigenen Identität zu berauben aber es ist schon auffällig dass wir die eigene "Agenda" (mehr Spielkontrolle, mehr Ballbesitz, mehr spielerische Lösungen) bisher so nicht umgesetzt bekommen. Es hapert ja bspw. schon seit Wochen an absoluten Grundlagen hierfür (Thema Passschärfe-/Qualität) und ich kann es nicht wirklich nachvollziehen warum man nach wie vor auf Biegen und Brechen daran festhält, statt solche Änderungen eher partiell in die Mannschaft einfließen zu lassen, gerade wenn uns aktuell auch der nicht zu unterschätzende Faktor "Matchglück" abhanden gekommen ist und das (neue) taktische Korsett dass man der Mannschaft augenscheinlich geben möchte, aktuell noch mindestens eine Nummer zu groß ist.