Ich finde es bißchen zu einfach, zu sagen, dass es keinen Unterschied machen würde, ob wir 5er oder 4er Kette spielen würden, da wir ja so oder so Gegentore kassieren. Und sowieso: Sobald wir umstellen, erzeugen wir ja Druck und werden aktiver. Das ist ein Trugschluss.
Der Grund, warum auch Strasser die defensive Variante wählt, ist meiner Ansicht nach simpel: Es verschafft uns Zeit. Bzw es kostet den Gegner Zeit und Kraft, die ihm am Ende fehlt und uns ggf nutzt.
Wenn wir mit unserem schwachen Defensivpersonal (und damit meine ich nicht nur den Riegel an sich sondern auch die 6er)von Beginn an mit 4er Kette auflaufen würden, bestünde die nicht unrealistische Gefahr, dass uns der Gegner zu Beginn schlichtweg überrollt. Union ist keine Übermannschaft und war es zum Zeitpunkt unserer Begegnung erst recht nicht. Aber die konnten uns einfach überrennen.
Und dass der Eindruck entsteht, dass es bei Rückstand und der entsprechenden Umstellung auf einmal besser läuft, liegt nicht daran, dass auf einmal ein zweiter Stürmer auf dem Platz steht oder dass wir aufgrund des Systemwechsels plötzlich Druck entwickeln, sondern einzig und allein am Zeitpunkt des Spiels. Der Gegner führt, hat sich an unserem zugegebenermaßen löchrigem Bollwerk aufgerieben und/oder ist von den Paraden Müllers und/oder seiner eigenen Unfähigkeit genervt. Ergo: Er zieht sich zurück. Weil er es will oder kräftemäßig muss . Nicht jedoch, weil wir es erzwingen. Wir sind momentan nur so stark, wie es der Gegner zulässt. Wir profitieren ausschließlich von Kraft- und Konzentrationsmängeln des Gegners. Oder haben Glück. Wie sind denn unsere wichtigsten Tore gefallen? Abgefälschter Schuss gegen Darmstadt. Eigentor gegen Braunschweig. Unterlaufene Flanke gegen Fürth. Missglückte Abwehr des Torwarts bei Standard gegen Dresden. Abgefälschter Schuss gegen Dresden.
Ich seh selbst, dass wir mit der 5er Kette scheiße spielen. Und das soll mit Sicherheit kein Plädoyer für dieses System sein. Aber uns bleibt nichts anderes übrig, als uns damit irgendwie in die Winterpause zu retten, ein paar glückliche Umstände mitzunehmen und dann zu hoffen, dass in der Winterpause zwei, drei Heilsbringer verpflichtet werden.