[12. Spieltag 22/23] 1. FC Kaiserslautern - SSV Jahn Regensburg 0:3 (0:1)

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Das Abwehrverhalten hat sich nach dem DFB Pokal 180 Grad gedreht. Haben wir da noch eng gestanden und aus dem Spiel nichts zugelassen, hat es danach an einer Tour geklingelt. Kaschiert wurde das durch überraschende Offensivqualitäten. Um aber einstelligen abzuschneiden diese Saison muss die defensive wieder Priorität haben - in den Köpfen!
 
@Betzi39

Das hast Du doch aber nachträglich getippt!

Ansonsten wie immer: Bitte Wunderlich für Klement, im Sturm Hanslik statt Redondo und Herrcher auf rechts. Ciftci für Niehues.
 
“Mayday, Mayday, Mayday - This is 1. FC Kaiserslautern. Our position is ninth of the table. Our Emergency is a clear defeat in our Home game against SSV Jahn Regensburg – Assistance is urgently required…

Im Ermessensspielraum von Saisonanalysen liegen die Grenzen zwischen einer positiven sportlichen Gesamtentwicklung und der Bescheinigung einer offensichtlichen Ergebniskrise oft nicht weit auseinander. Diese Erfahrung wurde auch dem 1. FC Kaiserslautern am vergangenen Wochenende zu teil, an dem nach dem Spiel gegen den SSV Jahn Regensburg aus einer Serie von „sechs ungeschlagenen Spielen in Folge“ nach der empfindlichen 0:3-Niederlage eine Serie von „sieben Spiele ohne Sieg“ wurde und die noch vor einigen Wochen aus der Pfalz in Richtung Klassenerhalt gestartete Boeing eine harte Zwischenbruchlandung hinlegte.

Clevere Regensburger die augenscheinlich vor dem Spiel gegen den 1. FCK in der Taktik-Analyse ganz genau auf ihren Gegner geschaut hatten, machten in der Anfangsviertelstunde der Partie genau das was man eigentlich von den Hausherren hätten erwarten dürfen. Einer offensiven Pressingwelle des Jahn folgte die nächste, während der 1. FCK in den ersten 15 Minuten unverständlich abwesend wirkte und sichtlich überrascht den Gästen große Freiräume rund um den eigenen Strafraum einräumte. Zweimal hatten die Lautrer dabei sogar noch das Glück, dass der eigene Querbalken die Betzebuwe vor einem Doppeltor-Rückstand bewahrte – beim Kopfball durch Jahn-Mittelstürmer Andreas Albers nach gerade einmal acht Spielminuten, konnte aber auch das Aluminium nicht mehr retten. Im fünften Spiel in Folge musste der 1. FCK fortan einem Ein-Tore-Rückstand hinterherlaufen.

Obwohl die Mannschaft von Cheftrainer Dirk Schuster, die i.V. zum 1:1 aus der Vorwoche beim Hamburger SV in einer unveränderten Startaufstellung auflief, immer wieder gegen den frühen Rückstand anrannte, wollten den Männern in rot im Angriffsspiel nur wenig Aktionen gelingen. Die aussichtsreichste Torchance vergab Phillip Klement nach ca. 15 Minuten, der nach einem der wenigen Konterangriffe des 1.FCK im Strafraum mit seinem schwächeren rechten Fuß abschließen konnte, allerdings im gegnerischen Torhüter Dejan Stojanovic seinen Meister fand. Ein Kopfball vom mitaufgerückten Innenverteidiger Boris Tomiak (18‘) traf kurze Zeit später nur das Außennetz. Spielerisch erlebten die rund 30.000 Zuschauer im Fritz-Walter-Stadion anstatt eines gepflegten und schnellen Kurzpassspiels ihrer Mannschaft nur oft den berühmten „langen Hafer“ an dessen Ende der Nahrungskette sich Terrence Boyd wie gewohnt unermüdlich aufrieb und wichtige Kopfballduelle gegen die Verteidigung des Jahn gewann, aber im eigentlichen Torabschluss ebenfalls glücklos blieb. Die beste Chance hatte der Stoßstürmer nach rund einer halben Stunde Spielzeit, sein Schuss aus rund 14 Metern Torentfernung konnte aber erneut von Torhüter Stojanovic pariert werden. Kurze Zeit später vergab der 31-jährige Betze-Angreifer einen Kopfball nach Flanke von Marlon Ritter, der gut einen Meter über das gegnerische Gehäuse flog.

Ein fußballerischer Leckerbissen war es jedenfalls nicht dem sich die Fans bei besten und sonnigen Fußballwetter gewidmet hatten. Viele Spielunterbrechungen, minutenlange Behandlungspausen und „offene Diskussionsrunden“ von ganzen Spielertrauben mit Schiedsrichter Dr. Martin Thomsen störten immer wieder den Spielfluss und spielten v.a. den Gästen in die Karten, die bereits nach 33. Minuten die erste gelbe Karte für Zeitspiel bzw. eine unnötige Spielverzögerung kassierten (Stojanovic 33‘). Auch solche Aktionen brachten den 1. FCK immer wieder aus dem Konzept, während die Gäste allerdings auch kämpferisch durchaus zu überzeugen wussten und u.a. 55% der Zweikämpfe für sich entscheiden konnten.

In der zweiten Spielhälfte wechselte FCK-Coach Schuster im weiteren Spielverlauf nahezu komplett die restlichen, verfügbaren Offensivoptionen ein und stellte das anfängliche 3-5-2-System zu Beginn der zweiten 45 Minuten auf ein 4-2-3-1 um. Direkt nach der Halbzeit kam u.a. Neuzugang Aaron Opoku für den schwachen Kevin Kraus in die Partie, um das lahmende Flügelspiel und die Offensive der Pfälzer zu beleben. Während Kenny-Prince Redondo, der in der ersten Spielhälfte als Nebenmann von Boyd im Sturmzentrum zumindest kämpferisch und läuferisch überzeugte, von nun an in der Rolle des linken Flügelspielers zu finden war, nahm Opoku die gegenüberliegende rechte Spielfeldseite in Angriff.

Ohne dem weiteren Spielverlauf vorweggreifen zu wollen, blieb aber die Hereinnahme des HSV-Neuzugangs ebenso ohne den gewünschten Effekt, wie auch die späteren Einwechslungen von Mike Wunderlich, Mannschaftskapitän Jean Zimmer und dem Torschützen zum 1:1 aus dem Spiel gegen den HSV, Lex-Tyger Lobinger, die nach einer Stunde Spielzeit unmittelbar nach dem zweiten Gegentreffer zum 0:2 für den SSV in die Partie kommen sollten. Nach einem Eckball von Linksaußen Charalampos Makridis und einem Stellungsfehler von Boris Tomiak, war es erneut Mittelstürmer Albers der zum zweiten Mal an diesem Tag genau richtig stand und per Kopf die Führung der Gäste weiter ausbauen konnte.

Größere Spielanteile genossen auch in der zweiten Spielhälfte mehrheitlich die Gäste und so verteidigten die Regensburger nun mit der 2-Tore-Führung im Rücken nahezu alle Angriffsversuche der Hausherren souverän weg. Es dauerte bis zur 73 Spielminute, ehe sich der 1. FCK nochmals etwas eindeutiger vor dem Gäste-Gehäuse in Form von Terrence Boyd zurückmeldete. Der FCK-Stürmer übersprang Jahn-Innenverteidiger Scott Kennedy und setze erneut einen Kopfball auf das Tor der Regensburger ab. Stojanovic allerdings riss die Hand im letzten Moment nach oben und lenkte den Ball noch über die Querlatte.

Dem 1. FCK den berühmten „Stecker“ zog der auf Seiten des Jahn eingewechselte Angreifer Prince Osei Owosu, der ca. eine Viertelstunde vor Spielende auf Seiten der Gäste in die Partie kam. Nach nur sechs Minuten auf dem Spielfeld stahl sich Owosu gegen eine aufgerückte Lautrer Hintermannschaft im Strafraum der Pfälzer davon und verwerte eine Flanke von Mitspieler Lasse Günther von der Höhe des Elfmeterpunkts mit einem trockenen Linksschuss zum 0:3-Endstand für den Jahn. Sein Treffer wurde durch den VAR im Nachgang noch einmal überprüft, allerdings ohne dass das Schiedsrichtergespann oder der Kölner Keller ein regelwidriges Verhalten auf den Videobildern erkennen mussten.

„Der Gegner hat uns gezeigt, wie 2.Liga geht“, konsternierte Dirk Schuster nach Abpfiff auf der abschließenden Pressekonferenz und sprach weiter von einem „geilen Schuss vor den Bug“ den der SSV dem 1. FCK an diesem Tag zugefügt hatte. Mit 16 Punkten aus zwölf Spieltagen sind die Lautrer zwar für einen Drittligaaufsteiger nach wie vor noch voll im Punktesoll, aber die durchaus couragierte und clevere Art und Weise wie die Regensburger dem 1. FCK an diesem Tag den berühmten Zahn zogen und ihn am Ende mit den eigenen Waffen schlugen, stimmte den Cheftrainer der roten Teufel nachdenklich. Ebenfalls beängstigend ist die Tatsache, dass die roten Teufel nun schon im neunten der zwölf bisherigen Ligaspiele einem Rückstand hinterherlaufen mussten – Ein besorgniserregender Trend. "Es wäre gut, wenn wir mal in Führung gehen und nicht jedes Mal in Rückstand geraten. So können wir die Spiele vielleicht mal etwas anders gestalten", sagte Außenverteidiger Hendrick Zuck. Schon am Freitag bietet sich bei Hansa Rostock die Gelegenheit dafür.
 
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