Nach der Kür im DFB-Pokal, geht es für die roten Teufel am kommenden Wochenende im Alltag der 2. Bundesliga weiter. Am kommenden Samstagmittag (Anstoß 13:00 Uhr) reisen die Betzebuwe zum Auswärtsspiel beim Drittligaaufsteiger vom SC Preußen Münster.
Der kommende FCK-Gegner aus Nordrhein-Westfalen, schloss die vergangene Saison mit 67 Zählern als Tabellenzweiter der 3. Liga ab u. sicherte sich so vor dem Vorjahresdrittplatzierten des SSV Jahn Regensburg (64 Pkt.) die sportliche Rückkehr in das Fußball-Unterhaus seit 33 Jahren. Am letzten Spieltag machten die „Adlerträger“ mit einem 2:0-Heimsieg gegen die SpVgg Unterhaching den endgültigen Aufstieg perfekt, der im Anschluss auf dem Prinzipalmarkt in der Innenstadt von Münster von über 2.500 SCP-Fans gemeinsam mit der Mannschaft ausgelassen gefeiert wurde.
Der Architekt der verdienten Aufsteigermannschaft ist aus FCK-Sicht ebenfalls kein Unbekannter. Mit Cheftrainer Sascha Hildmann, durfte sich auch ein gebürtiger Lautrer sowie ehemaliger Chefcoach der roten Teufel (2018-2019), am Ende die westfälschiche Aufsteigermedaille ans Revers heften.
Dabei hat der 52-jährige Fußballlehrer mit seinem neuen Club, den Hildmann zum Jahreswechsel 2019/2020 auf dem vorletzten Platz der damaligen Drittligatabelle übernahm, vier turbulente Jahre und einige graue Haare mehr hinter sich. Den Abstieg in die Regionalliga West konnte Hildmann nach seiner Übernahme in der damaligen Rückrunde leider nicht mehr verhindern. Am Ende der ersten Halbserie unter seiner Leitung erreichte der SCP zwar nach 38. Spieltagen noch exakt die 40-Pkt-Marke, die final allerdings nur noch für Platz 18 in der Endplatzierung ausreichen sollte, was einem direkten Abstiegsplatz entsprach. Zusammen mit dem Chemnitzer FC (44), der SG Sonnenhof-Großaspach (32) und dem FC Carl Zeiss Jena (23) musste man in Münster erstmals nach neun Jahren Drittklassigkeit wieder den harten Gang in die Regionalliga antreten.
In den kommenden zwei Jahren, verpasste man in Münster den Wiederaufstieg jeweils nur knapp, da dieser in der RL West seit der neu-reformierten Aufstiegsregelung aus dem Jahre 2019 nur noch dem Meister bzw. Erstplatzierten vorbehalten ist. In der ersten Komplettsaison unter Hildmann 20/21 erreichte man in der Endabrechnung Rang drei (78 Pkt.). Eine Spielzeit später, reichten sogar 87 Zähler in der Schlusstabelle am Ende nur für Rang zwei - lediglich aufgrund eines -3 Tore schlechteren Torverhältnisses hinter den punktgleichen Essenern ging der damalige Meistertitel und die Aufstiegsfeier an die Essener Hafenstraße und nicht ans Preußenstadion nach Münster.
Frei nach dem Motto „Alle guten Dinge sind drei“, sicherte man sich allerdings daraufhin in der dritten Saison 2022/2023 mit 79 Punkten tatsächlich den langersehnten, ersten Tabellenrang und kehrte am Ende souverän mit dreizehn Punkten Vorsprung vor dem damaligen Tabellenzweiten vom Wuppertaler SV in die Drittklassigkeit zurück.
Auch in Liga drei lief es für die Schwarz-Weiß-Grünen sportlich dabei absolut rund und bereits im ersten Aufstiegsjahr „wie geschmiert“ – am Ende gelang dem SCP das identische Husarenstück, welches im gleichen Jahr auch dem Mitaufsteiger vom SSV 1846 Ulm und ein Jahr vorher bereits der SV Elversberg geglückt war. Als Liganeuling gelang allen drei Mannschaften der direkte Durchmarsch aus der Regionalliga in die 2. Bundesliga.
Der spätestens daraufhin entfachte Hype um den westfälischen Traditionsverein hätte größer kaum ausfallen können. Angesprochen auf diese phantastische, aber auch unerwartete Entwicklung seiner Mannschaft, verwies Cheftrainer Hildmann in einem damaligen Interview bei den „Westfälischen Nachrichten“ insbesondere auf den starken Teamgeist seiner Auswahl:„Wenn eine Mannschaft gut funktioniert, gute Typen hat, so wie in Elversberg, Ulm oder auch bei uns, dann ist das mindestens genauso wertvoll wie das viele Geld, dass auch schon in der 3. Liga im Spiel ist. Uns hat ein unfassbarer Zusammenhalt getragen, wir haben keine Luft dran gelassen, Sicherheit ausgestrahlt – und dann kommt so etwas zustande“, lautete das damalige Resümee des Münsteraner-Chefcoaches nach dem sensationellen Zweitligaaufstieg.
Dieser enge Zusammenhalt und eine in sich verschworene Mannschaft, die z.T. schon seit der Regionalliga zusammenspielt, soll den ca. 5.000-Mitgliederstarken Verein und ehemaligen deutschen Vizemeister aus dem Jahre 1951 auch durch das erste Zweitligajahr seit 33 Jahren tragen.
Dass der preußische Adler als Aufsteiger dabei vermeintlich nur auf dem Papier einfach zu bespielen ist, durfte das Team bereits am vergangenen Spieltag gegen eine hochfavorisierte Mannschaft aus Hannover, der man im heimischen Preußenstadion immerhin eine 0:0-Punkteteilung abtrotzen konnte, unter Beweis stellen. Dabei war es in der Partie in erster Linie auch Torwart und H96-Mannschaftskapitän Ron-Robert-Zieler und seinen starken Paraden zu verdanken, dass die Gäste gegen mutig und offensivfreudig-eingestellte Preußen überhaupt mit einem Punkt im Gepäck wieder die Rückreise ins Niedersachsenstadion antreten durften. Wie ein "typischer" Aufsteiger traten die Münsteraner, die in der Vorsaison mit einer Bilanz von zwölf Siegen, fünf Unentschieden und nur zwei Niederlagen (Torverhältnis 38:20) die „Heimmacht“ in der 3. Liga stellten, gegen die Rothemden jedenfalls nicht auf – Ein Faktor, dem sich auch der 1. FCK vor dem kommenden Auswärtsspiel im Preußenstadion mehr als bewusst sein muss.
Kadertechnisch sind die Aufstiegshelden aus Münster gerade in der Offensivabteilung schwer auszurechnen, wo die beiden Topscorer Joel Grodowski (26) und Malik Batmaz (24) bereits in der Vorsaison der entscheidende „X-Faktor“ in der Liga drei verkörperten und zusammengerechnet sensationelle 46 Torbeteiligungen lieferten. Batmaz wird im kommenden Spiel gegen den 1. FCK allerdings auf einen Einsatz verzichten müssten, der Mittelstürmer, an dessen Zugang angeblich auch die roten Teufel vor einigen Wochen interessiert gewesen sein sollen, zog sich in einem Testspiel gegen den BVB II am vergangenen Freitagabend tragischerweise einen Kreuzbandriss zu und fehlt dem SCP nun auf unbestimmte Zeit bzw. monatelang.
Damit wird Coach Hildmann seine Offensive im Spiel gegen die roten Teufel zwangsläufig umbauen müssen, denkbare Ersatzmänner für Batmaz bieten sich dem Trainer u.a. mit FC St. Pauli-Neuzugang Etienne Amenydio als echter Sturmspitze, sowie Linksaußen Charalambos Makridis oder dem jungen Offensivmittelfeldspieler Daniel Kyerewaa.
Auch wenn die Offensive der Münsteraner bisher zurecht das absolute Prunkstück der Mannschaft darstellt - in der Abwehr ist der SCP verwundbar. Stamm-Innenverteidiger Nikos Koulis sammelt jetzt nach dem Aufstieg seine erste Profierfahrung oberhalb der 3. Liga überhaupt, genauso wie sein Nebenmann in der Verteidigung Lukas Frenkert oder Defensivmittelfeldspieler Luca Bazzoli. In der Aufstiegssaison stellten insg. 49 Gegentreffer die sechstschlechteste Abwehr der damaligen „Top-Sechs-Mannschaften“ aus dem erweiterten Favoritenkreis in der 3. Liga dar und auch im ersten Zweitliga-Pflichtspiel auswärts bei der SpVgg Greuter Fürth verdeutlichten drei Gegentore am ersten Spieltag (1:3), dass die Haupthausaufgabe in Münster zur neuen Saison wohl im Idealfall auf einer Defensive fußen sollte, die ähnlich gut funktioniert und harmoniert, wie es die Offensive bei den Preußen bereits tut.
Ein Umstand, den sich der kommende Gast aus Kaiserslautern bei seinem Auftritt im Preußenstadion am kommenden Samstag sicherlich ebenfalls zu Nutze machen möchte – präsentierten sich die Lautrer doch in den ersten beiden Ligapflichtspielen in Ulm (2:1) und zu Hause gegen das Fürther Kleeblatt (2:2), sowie im Pokalerstrundenauftritt in Ingolstadt (2:1) mit jeweils zwei Treffern durchaus torfreudig. Mittelstürmer Daniel Hanslik und Neuzugang Jannick Mause verbuchten bisher dabei sogar zwei Tore auf der persönlichen Habenseite, u. auch Top-Angreifer Ragnar Ache rettete nach Einwechslung im Spiel gegen Greuther Fürth durch seinen späten Treffer zum 2:2-Endstandt zumindest noch einen Punkt aus Sicht der Lautrer. FCK-Chefcoach Markus Anfang hätte sicherlich nichts dagegen, wenn diese Quote auch im kommenden Auswärtsspiel weiter ausgebaut werden würde, egal wie der/die Torschützen am Ende auch sein mögen.
Es dürfte sicherlich somit auch eine äußerst spannende Frage werden, wie sich die roten Teufel im kommenden Auswärtsspiel aus personeller u. taktischer Hinsicht im Preußenstadion aufstellen. Innenverteidiger Jan Elvedi, Rechtsverteidiger Jean Zimmer, Mittelfeldspieler Filip Kaloč sowie Flügelstürmer Richmond Tachie wurden beim Pokalspiel in Ingolstadt geschont bzw. fanden keine Berücksichtigung in der Startelf von Cheftrainer Anfang. Für Elvedi verteidigte beim Spiel im Audi-Sportpark Boris Tomiak in gewohnter Rolle in der Innenverteidigung, während Jan Gyamerah, Tobias Raschl und Phillip Klement für Jean Zimmer, Filip Kaloč und Richmond Tachie ins FCK-Mittelfeld bzw. die Anfangsformation der roten Teufel rutschten. Ob sich der neue Lautrer-Trainer auch im anstehenden Auswärtsspiel in Westfalen für eine identische Mannschaftsausrichtung u. Personalauswahl entscheiden wird, dürfte sich wohl erst in der aktuellen Trainingswoche entscheiden - Markus Anfang und sein Team haben im positiven Sinne die Qual der Wahl.
Verletzungsbedingt müssen die Männer in Rot beim Spiel im Preußenstadion noch eine letzte Partie auf den nach wie vor rot gesperrten Almamy Touré verzichten. Im übernächsten Spiel gegen Hertha BSC Berlin am vierten Spieltag, könnte der gebürtige Malier allerdings wieder eine echte Alternative für die Hintermannschaft der roten Teufel darstellen. FCK-Linksverteidiger Hendrick Zuck befindet sich nach überstandenen Kreuzbandriss weiterhin im Aufbautraining, Rechtsverteidiger Frank Ronstadt plagen fortwährend leichte Knieprobleme und auch Flügelspieler Kenny Prince Redondo fehlte beim zurückliegenden Pokalspiel in Ingolstadt nach wie vor aufgrund einer Zehenblessur. Ihre Heilungschancen und eine damit einhergehende Einsatzmöglichkeit am kommenden Samstag, dürfte sich wohl ebenfalls erst kurzfristig im Laufe des regulären Trainingsbetriebs entscheiden.
Auf Seiten des Gastgebers wird der am Kreuzband verletzte Malik Batmaz wie weiter oben erwähnt, keine realistische Personaloption für Cheftrainer Sascha Hildmann für die Partie am Sonnabend darstellen. Ebenfalls fehlt dem SCP aktuell Defensivmittelfeldspieler Sebastian Mrowca – der 30-jährige laboriert an einem Riss der Achillessehne und dürfte bei einem regulären Heilungsverlauf wohl erst wieder im neuen Fußballjahr ein ernsthafter Kandidat für eine Rückkehr in den Profikader der Preußen darstellen.
Die Gesamtbilanz in den direkten Aufeinandertreffen beider Mannschaften, fällt mit vier Siegen für den SCP, zwei Punkteteilungen und nur einem FCK-Sieg aktuell tendentiell für die Heimmannschaft aus. Beim letzten Duell im Preußenstadion aus der Drittligasaison 2019/2020 siegten die Hausherren am 04. Spieltag mit 3:2.
Florian Pick brachte die roten Teufel kurz vor der Halbzeitpause in Front (45+1‘), bevor Münsters Dadashov den Spielstand egalisierte (52‘), u. wiederum Timmy Thiele mit seinem Treffer zum 2:1 die erneute Führung für den FCK herstellte (75‘). Ein weiterer Treffer durch SCP-Innenverteidiger Simon Scherder (77‘) sowie ein Eigentor durch den ehemaligen FCK-Torhüter Lennart Grill (85‘), brachten die Münsteraner allerdings letzten Endes doch noch auf die Siegerstraße. Zudem verschoss Ex-FCK-Kapitän Carlo Sickinger nach rund 50. Minuten einen Foulelfmeter, der im direkten Gegenzug gegen eine aufgerückte Hintermannschaft des FCK vom bereits erwähnten Dadashov bitter zum zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich bestraft wurde. Bleibt (aus Lautrer Sicht) nur zu hoffen, dass sich ein ähnlicher Spielverlauf am kommenden Samstag nicht noch einmal wiederholen wird - der Trainer der roten Teufel dabei damals lustigerweise: Sascha Hildmann.
So könnten Sie spielen:
SC Preußen Münster: Schenk – Koulis, Frenkert, ter Horst, Kirkeskov, – Bazzoli, Hendrix, Mees, Lorenz (C), – Grodowski, Amenyido (Makridis)
1. FC Kaiserslautern: Krahl – Heuer, Elvedi, Wekesser, Gyamerah, – Kaloč (Raschl), Tomiak, Ritter (C), – Opoku, Mause (Tachie), Hanslik
Sperren/Ausfälle:
SC Preußen Münster: Sebastian Mrowca (DM - Riss der Achillessehne), Malik Batmaz (MS - Kreuzbandriss)
1. FC Kaiserslautern: Almamy Touré (IV - Rotsperre), Hendrick Zuck (LV - Aufbautraining nach Kreuzbandriss), Frank Ronstadt (RV - Knieprobleme), Kenny Prince Redondo (LA - Zehenblessur)